Fusionsenergie gilt als große Hoffnung, wenn es darum geht, zukünftige Energieprobleme zu lösen. Sie ist weitestgehend sauber und steht quasi unbegrenzt zur Verfügung. Kein Wunder also, dass alle Welt gebannt auf neue Entwicklungen in dem Bereich blickt. Das kanadische Technologieunternehmen General Fusion, das es sich auf die Fahnen geschrieben hat, Fusionsenergie kommerziell nutzbar zu machen, hat nun den Standort für ein erstes Fusions-Demonstrationskraftwerk festgelegt: Die Anlage wird im britischen Culham entstehen.


Bild: General Fusion

Demonstrationsreaktor in Großbritannien

Die britische Atomenergiebehörde UKAEA und General Fusion gaben kürzlich eine Vereinbarung bekannt gegeben, nach der die erste Demonstrationsanlage der Firma in Culham auf dem Gelände des Forschungscampus bauen und betreiben wird. Baubeginn wird nächstes Jahr sein, drei Jahre später soll die Anlage dann in den Betrieb gehen.

This new plant by General Fusion is a huge boost for our plans to develop a fusion industry in the UK, and I’m thrilled that Culham will be home to such a cutting-edge and potentially transformative project. Fusion energy has great potential as a source of limitless, low-carbon energy, and today’s announcement is a clear vote of confidence in the region and the UK’s status as a global science superpower„, so Amanda Solloway, britische Wissenschaftsministerin.


Neben General Fusion arbeiten noch 29 andere private Unternehmen an der Entwicklung von Fusionsreaktionen. Ziel all dieser Unternehmen ist es, schneller einen kommerziell verfügbaren Fusionsreaktor zu bauen als es staatlichen Großforschungsprojekten wie etwa ITER gelingt. Der internationale Forschungsreaktor soll frühestens 2025 fertiggestellt werden, erste Fusions-Experimente werden ab 2035 projektiert.

Private Unternehmen wollen schneller sein

Fusionsenergie aus privater Hand soll schneller zur Verfügung stehen. Anders als viele Konkurrenzunternehmen setzt General Fusion nicht auf magnetisch eingeschlossenes Plasma in einem Tokamak-Reaktor, sondern auf eine rotierende Brennkammer mit einem Zylinder aus flüssigem Metall.

Dieser Zylinder wird dann durch mechanische Kolben zu einer kleinen Kugel komprimiert. Gleichzeitig wird heißes Wasserstoffplasma eingeleitet. Die Kompression erhitzt und verdichtet das Plasma noch weiter, bis es zu einer Fusion zwischen den Wasserstoffatomen kommt. Die dabei freiwerdende Energie wird dann von dem flüssigen Metall abtransportiert. Nach Angaben des Unternehmens funktioniert das Verfahren – eine wissenschaftliche Veröffentlichung dazu steht indes noch aus.

Idealer Standort

Bei Culham handelt es sich um ein kleines Dorf in der Nähe der weltbekannten Universitätsstadt Oxford. In den 1960er Jahren wurde dort auf einem stillgelegten Flugfeld der Luftwaffe ein Forschungszzentrum zur Erforschung der Fusionsenergie gegründet, aus dem 1978 der europäische Forschungsreaktor JET (Joint European Torus) hervorging. In diesem konnte 1991 erstmals eine kurze, zwei Sekunden dauernde, kontrollierte Deuterium-Tritium-Fusion erzeugt werden konnte. Aktuell läuft in dem Reaktor wieder eine Messkampagne, bei der erneut Fusionsreaktionen geplant sind. Es handelt sich also aus Sicht von General Fusion um einen idealen Standort.

Coming to Culham gives us the opportunity to benefit from UKAEA’s expertise. By locating at this campus, General Fusion expands our market presence beyond North America into Europe, broadening our global network of government, institutional, and industrial partners. This is incredibly exciting news for not only General Fusion, but also the global effort to develop practical fusion energy„, erklärt Christofer Mowry, CEO von General Fusion.

Aufgrund der Entwicklung des Standorts als Zentrum für Fusionsforschung hat sich rund um Culham ein Ökosystem aus kleinen, innovativen Unternehmen gebildet, die ebenfalls an Fusionsreaktoren arbeiten, wie etwa das Unternehmen Tokomak Energy, das mit seinem Reaktor ab 2030 Fusionsenergie liefern will.

via General Fusion

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