Seit dem Ende der Apollo-Ära ist es eines der Hauptziele der NASA, von Roscosmos und anderen Weltraumagenturen, Technologien zu entwickeln, die einen langfristigen menschlichen Außenposten im All ermöglichen. Derartige Technologien werden auch dabei helfen, Missionen zum Mond, zum Mars oder anderen Orten im Sonnensystem zu unterstützen. Das private Unternehmen Gateway Foundation hat nun Pläne für eine große, rotierende Raumstation vorgelegt.


Ringförmiger Außenposten der Menschheit

Dauerhafte menschliche Präsenz im All gibt es bereits heute. In der Vergangenheit gab es die chinesische Raumstation Tiangong-1 sowie die russische Mir, die heute beide nicht mehr in Betrieb sind. Die internationale Raumstation ISS dagegen beherbergt inzwischen seit mehr als 15 Jahren Astronauten. In Zukunft sollen Stationen wie der Lunar Orbital Platform-Gateway oder private Projekte wie die Bigelow B330 hinzukommen. Wenn das Unternehmen Gateway Foundation seinen willen bekommt, wird es auch einen großen, ringförmigen Raumhafen in der Erdumlaufbahn geben – die Von Braun Station, benannt nach dem umstrittenen Raketeningenieur Wernher von Braun, der sowohl für das NS-Regime als auch nach dem Krieg für die NASA Raketen baute und auf dessen Designs die Raumstation basiert.


Das Konzept beruht auf mehreren Ideen, die ihren Ursprung bereits Anfang des 20. Jahrhunderts haben: Eine rotierende, radförmige Raumstation im Erdorbit, die durch die Rotation künstliche Schwerkraft für ihre Besatzung generiert und als Gateway für Deep-Space-Missionen dient.

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Künstliche Schwerkraft erleichtert Aufenthalt im All

Interessant sind solche Konzepte vor allem wegen der künstlichen Schwerkraft. Während die Schwerelosigkeit etwas ist, das viele Menschen gerne mal erleben würden, kann sie langfristig starke Auswirkungen auf den Organismus haben, was etwa durch die von der NASA durchgeführte Twin Studie gezeigt wurde. Die NASA-Studie kam unter anderem zu dem Ergebnis, dass langfristige Schwerelosigkeit zum Verlust von Seefähigkeit, Schwellungen der Extremitäten und Veränderungen in den Organfunktionen sowie der Genexpression führen kann. Im Rahmen der Studie kam auch die Frage auf, wie sich die verminderte Schwerkraft auf dem Mond sowie dem Mars auf den Organismus auswirkt. Der CEO der Gateway Foundation, John Blincow, führte dazu aus: „ People need gravity so that bodies don’t fall apart. But how much will lunar gravity be okay for a year but not for two years? Will Martian gravity work for humans long-term, but not for large farm animals? Will two days a week at 30% g be enough for ISS crews to retain bone mass? Building the von Braun space station can help unlock those secrets.

Die Von Braun Station soll aus zwei konzentrischen inneren Ringen bestehen, die mit vier Streben mit einem äußeren Ring verbunden sind. Die inneren Ringe sind dabei die sogenannte Lunar Gravity Area (LGA). Dort herrscht eine Schwerkraft, die der auf der Oberfläche des Erdtrabanten gleichkommt. Im äußeren dieser beiden Ringe soll als Wohnraum genutzt werden, während der innere Ring der LGA für Tourismus-Zwecke genutzt werden soll. Im Zentrum der Station soll das Kontrollzentrum, das Sicherheitszentrum sowie der Transporthub untergebracht werden.

Der äußere Ring dagegen wird die Mars Gravity Area (MGA). Durch die schnellere Rotation soll eine Schwerkraft entstehen, die der auf der Oberfläche des Mars entspricht. Auch in der MGA soll Wohnraum für längeren Aufenthalt untergebracht werden.

The Von Braun space station will be a rotating space station designed to produce varying levels of artificial gravity by increasing or decreasing in the rate of rotation. The station will be designed from the start to accommodate both national space agency’s conducting low gravity research and space tourists who want to experience life on a large space station with the comfort of low gravity and the feel of a nice hotel„, erklärt Blincow.

Gateway Foundation will Partner gewinnen

Außerdem erklärte Blincow, dass Elon Musks Unternehmen SpaceX eine wichtige Rolle beim Bau der Station spielen könnte. Dank der zweiten Stufe der SpaceX Superheavy, die rein für Bauvorhaben im All konstruiert wurde, könnten größere Module ins All gebracht werden, sodass in der Raumstation mehr Platz sein würde. So können in der Von Braun Station Wohnräume für Arbeiter, Räume für wissenschaftliche Forschung, Hotels und Restaurants, private Luxuswohnungen sowie sogar Büroräume für Unternehmen untergebracht werden. Das Ziel soll sein, dass die Station sich im Gegensatz zur ISS, die rein auf Wissenschaft ausgelegt ist, am Ende wirtschaftlich selber tragen kann. Allerdings gibt es keine Angaben darüber, wie viel die Konstruktion der Station kosten soll. Blincow ist aber zuversichtlich, dass das Projekt finanziell bewältigt werden kann, was nicht zuletzt an den wiederverwendbaren Raketen von SpaceX liegen wird.

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Der Bau einer solchen Station könnte auch dazu dienen, zahlreiche neue Technologien in der Praxis zu testen, darunter Systeme zur Luftaufbereitung, Wasserwiedergewinnung, Sanitäranlagen und Nahrungsaufbewahrung. Alles Systeme, die eines Tages auch bei der Kolonialisierung fremder Planeten wie des Mars eine Rolle spielen könnten.

Die Gateway Foundation hofft, für die Konstruktion der Station auch wichtige Partner wie die NASA, Roscosmos oder die europäische Raumfahrtagentur ESA zu können. Auch andere private Raumfahrtunternehmen sollen ins Boot geholt werden. Außerdem soll ein Ticket-Vorverkauf stattfinden, um die Station zu finanzieren. Für den Transport von Menschen von der Erde zur Station und zurück sollen sogenannte „trans-atmospheric vehicles“ (TAVs) entwickelt werden. Außerdem soll nach der Von Braun Station auch eine Lunar Bridge in der Umlaufbahn des Mondes gebaut werden.

Die Kosten solcher Projekte werden astronomisch sein und weit über das hinausgehen, was eine einzelne Nation oder ein privates Unternehmen leisten kann. Allerdings gibt es ein großes Interesse von staatlichen Raumfahrtagenturen und privaten Unternehmen, die Kolonialisierung des Alls voranzutreiben. Es könnte also durchaus sein, dass die ambitionierten Pläne der Gateway Foundation eine Zukunft haben. Es ist allerdings auch nicht unwahrscheinlich, dass dem Unternehmen eine ähnliche Zukunft wie Mars One bevorsteht – also ein Konkurs.

via Gateway Foundation

4 Kommentare

  1. David Kummer

    22. Februar 2019 at 08:39

    Also ich befasse mich sehr oft mit Weltraum, aber das eine Rotierende Station, im Innenbereich der Achse über eine Erdänliche Schwerkraft verfügt, ist mir vollkommen neu.
    Ist das überhaubt möglich?
    Bei allen Modellen und Visionen, die ich bisher gesehen habe, war der äusere Ring, der Haubtschwerkraftpunkt. Hier soll es ja genau anderes herrum werden.
    Was mir noch aufgefallen ist, das der Andockbereich über 4 Landemöglichkeiten gebietet.
    Diese sind alle so angebracht, das bei denen auf der rechten Seite, die Menshen auf dem Kopf aussteigen müsten.

    Na ja, die Vorstellung, im „“Anzug““ ins All zu fliegen und dann gemütlich bei Wein und Sekt die Erde zu betrachten, ist bestimmt Reizvoll genug, um da Geld rein zu stecken.
    Wie ich immer so schön zu sagen Plege, „es ist einzig eine Frage des Geldes!“

  2. David Kummer

    22. Februar 2019 at 08:42

    Aber sehen wir es mal so, wenn in dieses Projekt, 200 Bilionen Dollar/Euro fließen, dann wird die nächste WELTFinanzkriese wenigstens so lang aufgeschoben, bis die Menschen merken, das damit noch kein „richtiges“ Geld verdient werden kann.
    Wäre das nicht eine schöne Vorstellung?

  3. Alexander Trisko

    22. Februar 2019 at 09:10

    Wo steht was von erdähnlicher Schwerkraft? Zwei Schwerkraftbereiche, erdähnlich ist nicht vorgesehen.

  4. Konstantin B.

    22. Februar 2019 at 14:05

    Jetzt noch Asteroidenbergbau und dann können dieses Systeme ohne Versorgung autonom wachsen.

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