Jedes Jahr verlieren Fischer allein in der Ostsee 5000 bis 10.000 Netze oder Teile davon. Sie treiben in den Strömungen und werden zur Falle für unzählige Fische, Meeressäuger und Seevögel, die sich darin verfangen und aus eigener Kraft nicht entkommen können. Die Vereinten Nationen schätzen, dass weltweit über 640.000 Tonnen Geisternetze in den Weltmeeren treiben. Sie machen rund ein Zehntel des Abfalls aus, den Menschen direkt oder über Flüsse in die Meere kippen.


Recyclingspezialist will Geisternetze stofflich nutzen

Die Umweltschutzorganisation WWF will die Gefahr beseitigen. „Mit speziell geschulten Fischkutterbesatzungen und Tauchprofis werden wir die Netze einsammeln und entsorgen“, verspricht die Organisation, die einen Pakt mit dem Recyclingunternehmen Tönsmeier in Porta Westfalica geschlossen hat, Dessen Spezialisten wollen bis zum kommenden Jahr eine Recyclingtechnik für die Netze entwickeln mit dem Ziel, möglichst alles wiederzuverwerten. Im Wasser brauchen die Netze, die weitgehend aus besonders strapazierfähigem Kunststoff bestehen, Jahrhunderte, um sich aufzulösen. „Diese Kooperation zeigt eindrucksvoll, dass Umweltwirtschaft und Umweltverbände zum Schutz der Ostsee als gemeinsames Ziel ihre Kräfte bündeln“, so Peter Kurt, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE). Tönsmeier ist Mitglied in diesem Verband.


An der Aktion, die auf eine Sammelaktion in der polnischen und litauischen Ostsee folgt, beteiligen sich auch das Meeresmuseum Stralsund und die Unterwasserarchäologen des Vereins Archäomare. Bisher hat WWF 27 Tonnen dieser Geisternetze eingefangen.
Geisternetze bilden noch eine zusätzliche Gefahr. Durch den Wellengang lösen sich mikrometergroße Kunststoffpartikel, die von Meerestieren verschluckt werden. Letztlich gelangt der Plastikmüll via Speisefisch in menschlichen Mägen.

Hanfnetze waren weniger gefährlich

Die Gefahr, die von Geisternetzen ausgeht, war früher bei weitem kleiner. Da bestanden sie aus Hanf, der sich innerhalb von Monaten abbaut, also nicht zur Langzeitfalle für Meeresbewohner wurden. Weil die heute verwendeten Kunststoffnetze bei weitem länger halten sind die – zudem noch teureren – Hanfnetze nahezu vom Markt verschwunden.

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