Wasserstoff gilt weltweit als Energiequelle der Zukunft. Denn das Gas bietet das Potenzial, zahlreiche industrielle Prozesse klimaneutral zu gestalten. Dazu ist es allerdings notwendig, die Produktion massiv auszuweiten. Zahlreiche deutsche und europäische Firmen machen sich hier Hoffnungen auf gute Geschäfte. So bietet beispielsweise Siemens Elektrolyseure an. Allerdings ist Wasserstoff nicht gleich Wasserstoff. Denn wirklich nachhaltig ist die Nutzung nur, wenn er mithilfe von Erneuerbaren Energien produziert wird. In diesem Fall spricht man von grünem Wasserstoff. Das Problem: Aktuell steht schlicht nicht genug Ökostrom zur Verfügung. Die Politik in Deutschland stellt dies vor eine Herausforderung. Denn wenn man wartet, bis genügend grüner Wasserstoff produziert werden kann, verzögert sich der Umstieg auf eine Wasserstoff-Wirtschaft erheblich. Außerdem könnten die europäischen Firmen dann im internationalen Vergleich den Anschluss verlieren. Umweltschützer fürchten ein heimliches Comeback der Kernkraft Der französische EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton setzt daher auf eine etwas ungewöhnliche Übergangslösung: Er will Atomstrom nutzen, um damit sogenannten gelben Wasserstoff zu produzieren. Aus Sicht des Klimaschutzes ist die Idee zumindest bedenkenswert. Denn Atomstrom verursacht tatsächlich sehr wenig CO2-Emissionen. Die meisten Umweltschützer und auch die Grünen sind von der Idee trotzdem alles andere als angetan. Sie befürchten, dass unter dem Vorwand der Wasserstoff-Produktion eine Renaissance der Atomkraft vorbereitet wird. Hier kommen auch unterschiedliche staatliche Sichtweisen ins Spiel. Denn in Frankreich wurde nie ein großflächiger Atomausstieg beschlossen. Vielmehr decken Atomkraftwerke bis heute rund siebzig Prozent des Strombedarfs in unserem Nachbarland. Auf der anderen Seite spielen Kohlekraftwerke dafür kaum noch eine Rolle: Die letzten beiden Anlagen sollen schon 2024 vom Netz gehen. Da liegt es durchaus nahe, den reichlich vorhandenen Atomstrom zur Produktion von Wasserstoff zu nutzen. Wirklich nachhaltig sind Atomkraftwerke aber natürlich nicht. Deutschland setzt vor allem auf Erdgas als Übergangslösung Deutschland hingegen hat hier mit dem doppelten Ausstieg aus Atom- und Kohlestrom zu kämpfen. Die Bundesregierung setzt daher auf eine doppelte Strategie. Zum einen soll Erdgas genutzt werden, um sogenannten blauen Wasserstoff zu produzieren. Dies ist aus klimatechnischer Sicht nicht unumstritten. Außerdem bringt es geopolitische Probleme mit sich. So kam das Festhalten der Bundesregierung an der Ostsee-Pipeline Nordstream 2 weder in Osteuropa noch in den Vereinigten Staaten besonders gut an. Gleichzeitig plant Deutschland aber auch grünen Wasserstoff aus Ländern zu importieren, wo ausreichend Ökostrom zur Verfügung steht. Entsprechende Partnerschaften sind unter anderem mit Marokko und Australien geplant. Egal für welche Übergangslösung man sich letztlich entscheidet, eines steht fest: Mittelfristig hilft nur der massive Ausbau der Erneuerbaren Energien. Dazu gehört auch, das deutsche Stromnetz entsprechend zu ertüchtigen und ausreichend Speichermöglichkeiten zu schaffen. Via: Handelsblatt Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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