Historisch betrachtet hat sich die durchschnittliche Arbeitszeit in Europa seit den Anfängen der industriellen Revolution kontinuierlich reduziert. Grundsätzlich dürfte daher auch die aktuell übliche 40-Stunden-Woche nicht dauerhaft in Stein gemeißelt sein. Tatsächlich gibt es bereits einige Initiativen, die sich für weitere Veränderungen einsetzen. Auch erste wissenschaftliche Experimente wurden bereits durchgeführt. Teilweise deuteten die Ergebnisse hier sogar darauf hin, dass sich die Produktivität der Mitarbeiter durch die verringerte Arbeitszeit erhöht. Nun hat das Thema auch den US-Kongress erreicht. Dort hat der Abgeordnete Mark Takano aus Kalifornien einen Gesetzesvorschlag eingebracht, demzufolge die wöchentliche Arbeitszeit auf nur noch 32 Stunden festgelegt wird – bei gleichbleibendem Lohn. Dies wäre aber keine feste Obergrenze. Allerdings müssten Unternehmen, die weiterhin auf die 5-Tage-Woche setzen möchten, dann für die zusätzlichen Stunden Überstundenzuschläge zahlen. Dies wiederum könnte alternativ die Einstellung zusätzlicher Leute attraktiver machen.


Auch der klassische Arbeiter soll von der Neuregelung profitieren

Takano möchte mit seinem Gesetzentwurf auch eine Ungerechtigkeit in der sich verändernden Arbeitswelt adressieren. Denn neue Arbeitszeitmodelle werden heute in der Regel bei besser bezahlten und ohnehin privilegierten Angestellten eingeführt. Der klassische Arbeiter hingegen profitiert eher selten. Durch die geplante Gesetzesänderung würde hingegen ein neuer Standard für alle etabliert. Dazu ist geplant, den Fair Labor Standards Act entsprechend zu ergänzen. Dieser wurde vor rund 100 Jahren eingeführt und schrieb damals unter anderem das freie Wochenende und die heute übliche 40-Stunden-Woche fest. Befürworter des neuen Gesetzesvorschlags erhoffen sich einen positiven Effekt auf die Gesundheit und die Arbeitsbedingungen der Arbeitskräfte. Auch der Arbeitsmarkt könnte von strukturellen Veränderungen profitieren. Noch ist allerdings unklar, ob der Kongress die Anpassung tatsächlich beschließen wird. So wurde der Gesetzesvorschlag im Jahr 2021 schon einmal eingebracht. Damals wurde er allerdings nur vom linken Flügel der Demokraten unterstützt und fand letztlich keine Mehrheit.


Eine Studie aus Großbritannien sorgte für Aufsehen

Aufwind erhielt das Thema nun durch eine neue Studie in Großbritannien. Dort wurde bei rund 3.000 Arbeitskräften in 66 Betrieben die Arbeitszeit in einer sechsmonatigen Testphase auf 32 Stunden pro Woche reduziert. Das Ergebnis war durchaus beeindruckend: Während die Unternehmen von einer besseren Arbeitsmoral und einer höheren Produktivität berichteten, sahen die Mitarbeiter Vorteile in Sachen Gesundheit und Motivation. Die meisten der teilnehmenden Firmen behielten die neue Arbeitszeit daher auch im Anschluss an die Testphase bei. Doch solche Experimente haben stets den Nachteil, dass in der Regel nur Unternehmen teilnehmen, die ohnehin an der Thematik interessiert sind. Außerdem existiert auch hier die Problematik, dass nicht alle Berufsgruppen gleich stark repräsentiert sind. Arbeitgeberverbände warnen zudem vor einer flächendeckenden Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit. Sie verweisen unter anderem darauf, dass in vielen Bereichen schon heute händeringend Arbeitskräfte gesucht werden.

Via: CNBC

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