Eigentlich ist die Sache eindeutig: Schon im vergangenen Jahr hat die Internationale Energieagentur verkündet, dass keine neuen fossilen Energiequellen mehr erschlossen werden dürfen, wenn die Weltgemeinschaft ihre selbst beschlossenen Klimaziele erreichen möchte. Eine Überblicksstudie aus der vergangenen Woche bestätigte dies noch einmal: Neue Öl- und Gasfelder zu erschließen erwies sich demnach in allen seriösen Untersuchungen als inkompatibel mit dem 1,5-Grad-Ziel des Weltklimavertrags von Paris. Soweit die Theorie. In der Praxis planen Staaten und Unternehmen aber sehr wohl noch die Ausbeutung weiterer vorkommen. Sollten alle diese Pläne tatsächlich umgesetzt werden, wären sämtliche Klimaschutzziele Makulatur. Aktuell steht in diesem Zusammenhang vor allem ein Projekt in Ostafrika im Fokus. Dort sollen in einem Nationalpark in Uganda insgesamt 848 Millionen Barrel Öl gefördert werden. Über eine neu gebaute Pipeline wird das wertvolle Gut dann zu einem Hafen in Tansania befördert. Von dort aus geht es zur Weiterverarbeitung nach Europa oder Nordamerika. Bild: Sputink, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons Das Projekt wird von internationalen Konzernen vorangetrieben Bei der Genehmigung durch die beiden zuständigen Regierungen wurden lediglich die Klimaemissionen berücksichtigt, die durch Bau und Betrieb der Pipeline entstehen. Diese sind naturgemäß nicht besonders hoch. Viel bedeutender sind hingegen die Auswirkungen, wenn das so geförderte und transportierte Öl später verbrannt wird. Die Organisation „Climate Accountability Institute“ hat sich daher nun einmal die potenziellen Emissionen des gesamten Projekts angeschaut. Demnach entstehen im Laufe von fünfundzwanzig Jahren stolze 379 Millionen Tonnen an zusätzlichen Klimaemissionen. Dies entspricht in etwa 25 Mal den aktuell jährlichen Emissionen von Tansania und Uganda. Diese beiden Staaten befürworten das Projekt zwar, sind aber nicht für die Umsetzung verantwortlich. Stattdessen haben der französische Konzern Total und das chinesische Unternehmen „National Offshore Oil Corporation“ das Projekt initiiert und vorangetrieben. Das brachte den beiden Firmen nicht nur Freunde ein. Immerhin 24 Banken und 18 Versicherer distanzierten sich von dem Pipeline-Bau und schlossen eine Finanzierung aus. Die Industriestaaten sind für die historischen Klimaemissionen verantwortlich Auch EU-Abgeordnete appellierten an die Verantwortlichen und baten darum, auf die Ausbeutung der Vorkommen zu verzichten. Das allerdings kam bei den Regierungen in Uganda und Tansania gar nicht gut an. Denn diese verwiesen nicht zu Unrecht darauf, dass die allermeisten historischen Emissionen von Industriestaaten verursacht wurden. Da wirkt es nicht ganz fair, wenn diese Staaten nun afrikanischen Nationen vorschreiben wollen, ihre Bodenschätze unangetastet zu lassen. Diese Problematik dürfte auch auf der UN-Klimakonferenz im November für Auseinandersetzungen sorgen. Eine denkbare Lösung wäre, dass die Industriestaaten Geld bereitstellen, um ärmeren Ländern den Verzicht einfacher zu machen. Hier ein Modell zu finden, mit dem alle Seiten zufrieden sind, dürfte aber keine ganz einfache Aufgabe werden. Zumal die Industriestaaten in der Vergangenheit immer mal wieder Gelder versprochen haben – etwa für Anpassungen an die Folgen des Klimawandels – die dann doch nur schleppend ausgezahlt wurden. Via: The Guardian Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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