Dass die globale Erwärmung für viele Regionen der Welt drastische Folgen nach sich ziehen wird, ist längst bekannt. Diese Folgen treffen allerdings den globalen Süden überproportional. Das ist daher offenbar für die größten CO2-Emittenten der Welt, zu denen viele westliche Industrienationen, aber auch Länder wie China, Russland und Japan zählen, die Emissionen zu senken. Dabei ist das CO2-Budget der Menschheit weiter geschrumpft. Wenn wir am 1,5-Grad-Ziel festhalten, könnte es bereits in sechs Jahren aufgebraucht sein. Uns verbleiben noch 250 Gigatonnen CO2-Budget. Setzen sich die Emissionen fort wie es aktuell der Fall ist, wird dieser Wert 2029 erreicht werden.


Das Budget schrumpft drastisch

Im Sommer 2021 bezifferte der damalige Weltklimabericht das CO2-Budget, das uns für das Erreichen verschiedener Klimaziele noch bleibt. Wenn wir eine Chance von 50 Prozent haben wollen, das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen, dann verblieben zum damaligen Stand noch etwa 500 Gigatonnen CO2-Budget. Bei einer 83-prozentiegen Chance waren es etwa 300.


Trotz dem vorübergehenden Rückgang der CO2-Emissionen im Zuge der Corona-Pandemie steigen die Emissionen seit dem Weltklimabericht jedoch weiter. Laut IPCC-Synthesebericht hatte die globale Erwärmung im März 2023 im Mittel bereits 1,1 Grad gegenüber den präindustriellen Werten erreicht – und die Tendenz geht nach oben.

Ein Team rund um Robin Lamboll vom Imperial College London hat aktuelle Emissionsdaten mit präzisierten Modellen kombiniert, um das für verschiedene Ziele noch verbleibende CO2-Budget neu zu berechnen. Dabei konnten die Forscher:innen etwa den kühlenden Einfluss der Aerosole genauer als zuvor kalkulieren.

Für die 50-Prozent-Chance für das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels ist das CO2-Budget weiter geschrumpft und liegt nun nur noch bei 250 Gigatonnen. Dass sich der Wert gegenüber der letzten Berechnung halbiert hat liegt vor allem an dem seit 2020 emittierten Kohlendioxid. Dieses hat allein 45 Prozent des Restbudgets verzehrt.

Akuter Handlungsbedarf

Aktuell emittiert die Menschheit weltweit etwa 40 Gigatonnen pro Jahr. Bleibt es dabei, wäre das noch verbleibende Budget 2029 aufgebraucht. Auch das Zeitfenster und das verbleibende Budget für das Zwei-Grad-Ziel ist weiter geschrumpft. Wollen wir eine 50-prozentige Chance haben, dieses Ziel zu erreichen, dann dürfen wir noch rund 1.200 Gigatonnen CO2 ausstoßen. Beim aktuellen Stand der CO2-Emissionen wären dieses Budget 2045 aufgebraucht. Setzt man das 500-Gigatonnen-Budget voraus, dann bestünde eine 90-prozentige Chance, dieses Ziel zu erreichen.

Die neuen Berechnungen führen auch zu neuen Zielwerten für das Erreichen von Netto-Null bezogen auf die globalen Treibhausgasemissionen. Dies bezeichnet die Emissionsmege, die von CO2-Senken und technischen Maßnahmen zur CO2-Bindung ausglichen werden können. Netto-Null müsste für das 1,5 Grad-Ziel spätestens 2035 erreicht sein. Für eine 90-prozentige Chance auf das Zwei-Grad-Ziel müsste Netto-Null 2050 erreicht werden.

Unsere Ergebnisse bestätigen, was wir eigentlich schon wissen: Wir tun nicht einmal annähernd genug, um die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Doch jeder Bruchteil eines Grads mehr wird Mensch und Ökosystemen das Leben erschweren„, so Lamboll.

In der Studie ist damit ein weiterer Aufruf zu sehen, wie dringend erforderlich es ist, dass die Menschheit global zusammenarbeitet und drastische Klimaschutzmaßnahmen ergreift.

via Imperial College London

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