Die Verschmutzung der Weltmeere mit Plastikmüll ist ein wahrhaft globales Problem. Denn inzwischen ist der Abfall selbst an Stellen gelangt, wo kaum jemals zuvor ein Mensch war. So etwa auf dem Grund des Marianengrabens fast 11.000 Meter unter der Wasseroberfläche. Grundsätzlich ist bisher aber erstaunlich wenig darüber bekannt, wie sich die nicht mehr benötigten Kunststoffe in den Weltmeeren verteilen. Dies aber wäre wichtig, um möglichst wirksame Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Die europäische Raumfahrtagentur ESA hat daher nun ein Projekt gestartet, mit dem langfristig eine flächendeckende Überwachung möglich werden soll. Bisher allerdings steht noch keine entsprechende Technologie zur Verfügung. Am Anfang steht daher zunächst einmal die Suche nach einem Verfahren, mit dem die Plastikteile automatisiert erfasst werden können. Grundsätzlich ist dies mit hochauflösenden optischen Kameras möglich. Dabei fallen aber extrem große Datenmengen an, was die Auswertung erschwert. Die Technologie wurde in einem speziellen Wellenbad getestet Deshalb arbeiten die Forscher nun an einem System, bei dem die Wasseroberfläche mit Radiowellen gescannt wird. Die Funkwellen werden dann unterschiedlich reflektiert, je nachdem ob sie auf Wasser oder ein Fremdteil treffen. Getestet wurde dieser Ansatz zunächst gewissermaßen im Labor. Allerdings mussten dafür keine Büroräume unter Wasser gesetzt werden, sondern es konnte auf die Infrastruktur des „Atlantic Basin“ in der Nähe der niederländischen Stadt Delft zurückgegriffen werden. Dabei handelt es sich um ein 75 Meter langes Wasserbecken, in dem verschiedene Wellenarten und Witterungsbedingungen simuliert werden können. Normalerweise werden hier Teile von Offshore-Windanlagen oder Wellenkraftwerken getestet. Nun aber warfen die Forscher echten Plastikmüll aus dem Meer in das Becken. Anschließend scannten sie die Oberfläche mit Radiowellen ab und erhielten tatsächlich die gewünschten Ergebnisse: Selbst bei widrigen Bedingungen wurde der Müll erfasst. Im Idealfall kann die Verbreitung frühzeitig gestoppt werden Daher soll die Technik nun auch auf dem Meer getestet werden. Zunächst kommen hier allerdings Drohnen und Forschungsflugzeuge zum Einsatz. Mit diesen soll getestet werden, welche Sensoren und Funkfrequenzen am besten geeignet sind. Aktuellen Planungen zufolge könnten die ersten entsprechenden Einsätze schon in zwölf bis achtzehn Monaten starten. Langfristig ist dann allerdings geplant, ohnehin bereits im All befindliche Satellitensysteme umzurüsten und für das Plastikmüll-Monitoring zu nutzen. Auf diese Weise würde die Situation kontinuierlich erfasst. Verbesserungen und Verschlechterungen wären so zeitnah erkennbar. Außerdem ließe sich so die Ausbreitung besser nachvollziehen. Im Idealfall könnte dann schon eingegriffen werden, bevor der Müll in beinahe unerreichbare Regionen wie den Marianengraben vordringt. So wichtig ein solches Monitoring auch wäre, gilt aber weiterhin: Am besten ist es, die Entstehung von Plastikmüll ganz zu vermeiden. Das aber ist einfacher gesagt als getan. Via: Der Standard Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter