Das Problem ist bereits seit einiger Zeit bekannt: Immer mehr Krankheitserreger entwickeln Resistenzen gegen die gängigen Antibiotika. Schätzungen gehen davon aus, dass alleine in der Europäischen Union dadurch jährlich rund 33.000 Menschen sterben. Neue Antibiotika werden aber nur zögerlich entwickelt. Für viele Pharmaunternehmen ist der Aufwand schlicht zu groß und die zu erwartende Gewinnspanne zu niedrig. Zumindest an den Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen wird mit staatlicher Unterstützung aber weiter an dem Problem gearbeitet. Sichtbar wird dies nun durch eine Kooperation zwischen den Hochschulen in Würzburg, Greifswald und Halle (Saale). Die Forscher dort haben einen komplett neuen Ansatz entwickelt, um gegen resistente Keime vorzugehen. Langfristig könnte dies die Antibiotika-Problematik entschärfen. Antibiotika resistente Bakterien Bild: Mkaercher CC BY-SA 3.0 (VIA WIKIMEDIA COMMONS) Erste Tests verliefen bereits erfolgreich Konkret konzentrieren sich die Forscher auf ein spezielles Enzym – die sogenannte Pyruvatkinase – des Erregers. Dieses ist für die Energieversorgung der Bakterien verantwortlich. Schaltet man das Enzym nun gezielt ab, sterben auch die Krankheitserreger. Bei ersten Tests mit Larven der großen Wachsmotte erwies sich der Ansatz als höchst erfolgreich. So konnten die Ergebnisse sich durchaus mit den Resultaten eines klassischen Antibiotika-Einsatzes messen lassen. Außerdem wurde der Krankheitserreger direkt angegriffen. Dadurch dürften sich die Nebenwirkungen für den menschlichen Körper in Grenzen halten. Die beteiligten Forscher haben das neu entwickelte Verfahren nun zunächst zum Patent angemeldet. Anschließend werden weitere Tests folgen, an deren Ende im besten Fall eine klinische Studie mit menschlichen Probanden steht. Der Einsatz von Antibiotika wird eingedämmt Gefördert wird diese Arbeit unter anderem durch Gelder des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Parallel dazu arbeitet die Politik auch noch an anderen Ansätzen, um die Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen zu reduzieren. So werden die entsprechenden Wirkstoffe inzwischen seltener in der Tierzucht eingesetzt. Aber auch Ärzte werden für das Thema sensibilisiert, sodass sie Antibiotika nur noch verschreiben, wenn der Patient es auch wirklich benötigt. In beiden Bereichen geht die Entwicklung inzwischen in die richtige Richtung – auch wenn noch enorme weitere Anstrengungen nötig sein werden. Andernfalls warnt die Weltgesundheitsorganisation WHO vor drastischen Folgen: Gelingt es nicht, das Problem zeitnah in den Griff zu kriegen, könnten rund 100 Jahre medizinischer Fortschritt wieder verloren gehen. Via: MZ Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter