Mit 350.000 Quadratkilometern ist das Great Barrier Reef vor der Ostküste Australiens das größte Korallenriff der Welt. Es handelt sich um eines der vielfältigsten marinen Ökosysteme auf unserem Planeten und bietet als solches Lebensraum für zahllose Arten. Allerdings ist das Riff gefährdet: Die Erwärmung der Erde und damit einhergehend auch der Meere hat in den letzten Jahren mehrfach zu schweren Korallenbleichen geführt. Aktuell ist das Meer am Great Barrier Reef so warm wie in den letzten 400 Jahren noch nie, was erneut zu einer massiven Korallenbleiche führt. Diese Erwärmung des Ozeans wird auch langfristige Folgen für die Artenvielfalt haben, die das Riff beherbergt. Symbolbild Korallensterben am Great Barrier Reef Bei einer Korallenbleiche stoßen die Korallen aufgrund des durch die Hitze verursachten Stresses die symbiotischen Mikroalgen ab, die auf und in ihrem Gewebe leben und die für die leuchtende Farbenvielfalt in Korallenriffen verantwortlich ist. Ohne diese Mikroalgen ist die Sicht frei auf das weiße Skelett der Korallen. Dieses wird dann auch nicht mehr mit Nährstoffe und Energie versorgt, was dazu führt, dass die Korallen quasi verhungern. Solche Korallenbleichen finden regelmäßig statt – aber je kürzer die Intervalle der einzelnen Bleichen sind, desto schwerer ist es für ein Riff, sich durch die Ansiedlung junger Korallenlarven zu regenerieren. Wie genau sich die Meerestemperatur rund um das Great Barrier Reef verändert hat und wie sich das auf die Massenbleichen der Korallen auswirkt hat nun ein Team rund um Benjamin Henley von der University of Melbourne untersucht. Mithilfe von Korallen-Kernbohrungen haben die Forscher:innen die Temperaturen an der Meeresoberfläche für den Zeitraum von 1618 bis 1995 rekonstruiert. Bisher krankten Untersuchungen der Auswirkungen der Wassertemperaturen auf die Korallenriffe vor allem daran, dass nur Daten aus der jüngeren Vergangenheit zur Verfügung standen. Dies hat sich nun geändert. Um die Daten zu erlangen, entnahm das Team Proben aus den Kalkskeletten besonders alter Korallenstöcke an verschiedenen Stellen des Riffs und seiner Umgebung. Mittels geochemischer Analysen konnte dann auf das sommerliche Wachstum und somit auf die jährliche Meerestemperatur schließen. Diese Daten verglichen die Forscher:innen dann mit den gemessenen Meerestemperaturen von 1900 bis 2024. Wärmerekorde im Meer um das Riff Die Bohrungen des Teams zeigten, dass die Wassertemperaturen von 1900 recht stabil waren. Danach begann eine langsame Erwärmung der Ozeane, die dann immer mehr an Geschwindigkeit zunahm. Dazu trug neben natürlichen Faktoren und Klimaschwankungen vor allem auch der anthropogene Klimawandel bei. „Unsere Klimamodellanalyse bestätigt, dass der menschliche Einfluss auf das Klimasystem für die schnelle Erwärmung in den letzten Jahrzehnten verantwortlich ist„, erläutert Henley. So erwärmte sich das Meer am Great Barrier Reef von 1960 bis 2024 etwa während der Wachstumsphase der Korallen Von Januar bis März um 0,12 Grad Celsius pro Jahrzehnt. In Jahren mit besonders schwerer Korallenbleiche, wie etwa 2004, 2016, 2017, 2020, 2022 und 2024, lag de Temperatur deutlich höher und erreichte die höchsten Werte der letzten 400 Jahre. Das mit Abstand wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen war dabei 2024. In diesem Jahr lag die durchschnittliche Meerestemperatur vor der Küste Australiens um weitere 0,19 Grad über dem Rekordwert von 2017 und 1,73 Grad über den Temperaturen aus der präindustriellen Zeit vor 1900. Klimawandel bedroht Korallen weltweit Der anthropogene Klimawandel, so warnen die Forscher:innen, habe somit katastrophale Auswirkungen auf das Great Barrier Reef sowie andere Korallenriffe. „Wenn es nicht zu raschen, koordinierten und ehrgeizigen globalen Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels kommt, werden wir wahrscheinlich den Untergang eines der spektakulärsten Naturwunder der Erde erleben“, so Henley. Langfristig könnten selbst dann 70 bis 90 Prozent des globalen Korallenbestände untergehen, wenn die globale Erwärmung unter dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens gehalten wird. Das betrifft neben Korallen in flachem Wasser, sondern auch die Riffe in tieeferen Lagen, die auch jetzt bereits immer häufiger betroffen sind. Derzeit liegt die Erderwärmung noch knapp unter 1,5 Grad im Vergleich zu präindustriellen Temperaturen – es erscheint also unwahrscheinlich, dass das 1,5-Grad-Ziel noch eingehalten werden kann. Die überlebenden Korallenriffe hätten dann künftig eine deutlich geringere Biodiversität sowie Vielfalt an Korallenarten. Allerdings lohnt es sich auch jetzt noch, den Klimaschutz so drastisch wie möglich zu betreiben. „Jeder Bruchteil eines Grads Erwärmung, den wir vermeiden, wird zu einer besseren Zukunft für die Menschheit und die Natur unseres Planeten führen“, sagt Henley. via University of Wollongong Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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