Der Ölkonzern Shell ist in Deutschland vor allem für seine gleichnamigen Tankstellen bekannt. Dort versucht das Unternehmen sich einen halbwegs grünen Anstrich zu verpassen. So tragen die Mitarbeiter oftmals T-Shirts, auf denen für einen CO2-Ausgleich der Tankfüllungen geworben wird. Wie viele Kunden dieses Angebot aber tatsächlich in Anspruch nehmen und den entsprechenden Aufpreis zahlen, ist nicht bekannt. Teilweise nutzt Shell die vorhandenen Tankstellen-Standorte zudem, um dort Ladestationen für Elektroautos zu installieren. Dies hilft ebenfalls dem Image und sorgt für zusätzliche Kundschaft. Gleichzeitig ist das Unternehmen aber auch führend beim Aufbau einer Wasserstoff-Wirtschaft. Weltweit besitzt es rund zehn Prozent aller bisher installierten Elektrolyseure. Diese werden benötigt, um mithilfe von Energie Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zu spalten. Kommen dabei nachhaltige Energiequellen zum Einsatz, entsteht grüner Wasserstoff, der klimaneutral verwendet werden kann.


In diesem neuen Areal des Rotterdamer Hafens wird der Elektrolyseur installiert. Bild: Havenbedrijf Rotterdam N.V., Projectorganisatie Maasvlakte 2., CC BY-SA 3.0 NL <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/nl/deed.en>, via Wikimedia Commons

Gebaut wird der Elektrolyseur von ThyssenKrupp

Bisher sind die Anlagen von Shell aber noch relativ klein. So betreibt der Konzern in Deutschland eine Anlage mit einer Leistung von 10 MW. In den Niederlanden soll nun aber ein Quantensprung erfolgen. So entsteht aktuell im Hafen von Rotterdam eigens eine zwei Hektar große Halle. Der dafür nötige Platz wurde durch Aufschüttungen im Meer gewonnen. In dem Gebäude soll dann ein Elektrolyseur mit einer Leistung von 200 MW installiert werden. Dies wäre den Angaben des Unternehmens zufolge die größte entsprechende Anlage auf dem europäischen Kontinent. Von der Investition profitiert zudem auch die deutsche Wirtschaft. Denn gebaut wird der Elektrolyseur von ThyssenKrupp. Der Stahlkonzern hat bereits vor einiger Zeit massiv in den Aufbau dieses neuen Geschäftsfelds investiert und entsprechende Expertise aufgebaut. Ganz uneigennützig geschah dies allerdings nicht: Grüner Wasserstoff ist die bisher einzige Möglichkeit, die industriellen Prozesse bei der Stahlproduktion emissionsfrei zu gestalten.

Der grüne Wasserstoff soll grauen Wasserstoff ersetzen

Aber zurück zu dem Großprojekt im Rotterdamer Hafen. Die benötigte Energie soll ausschließlich von einem Windpark vor der Küste des Landes stammen. Dieser gehört praktischerweise zum Teil bereits dem Shell-Konzern. Somit wird der Elektrolyseur reinen grünen Wasserstoff produzieren. Einen Teil davon verbraucht Shell dann direkt selbst. Damit soll in den firmeneigenen Raffinerien der bisher genutzte graue Wasserstoff ersetzt werden. Von grauem Wasserstoff spricht man, wenn dieser mithilfe von fossilen Energieträgern erzeugt wurde und dementsprechend nicht klimaneutral ist. Der übrige grüne Wasserstoff soll den aktuellen Planungen zufolge zur Betankung von Brennstoffzellen-Lastwagen genutzt werden. Das Engagement in Sachen Wasserstoff könnte auf lange Sicht die Klimabilanz von Shell zumindest ein wenig aufhübschen. Aktuell ist der Konzern alleine für ein Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich. Klimaschützer verklagten das Unternehmen daher erfolgreich vor Gericht.


Via: Shell

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