Der Chemieriese BASF ist deutschlandweit der erste, der eine industrielle Anlage zur Herstellung von Prozessdampf mit grünem Strom betreiben wird. Er verwirklicht das Projekt gemeinsam mit dem Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz im brandenburgischen Schwarzheide. Dort hat BASF mehrere chemische Produktionsstätten, die ganzjährig Dampf benötigen.


Bild: BASF

„Strom nutzen statt Abregeln“

Doch ist es sinnvoll, etwas Profanes wie Wasserdampf mit wertvollem grünem Strom herzustellen? Sogar sehr, sagen die Partner. Denn der Kessel läuft nur, wenn Wind und/oder Sonne so viel Strom produzieren, dass er nicht genutzt werden kann. Das unternehmenseigene Solarkraftwerk in Schwarzheide, das eine Spitzenleistung von 24 Megawatt hat und unmittelbar an das Firmengelände grenzt, muss in dieser Situation heute noch vorübergehend stillgelegt werden. Oder ein paar Windgeneratoren in der Nachbarschaft. „Strom nutzen statt Abregeln schafft eine Win-Win-Situation und ist volkswirtschaftlich sinnvoll“, sagt Marco Nix, Geschäftsführer Netzausbauprojekte und Finanzen von 50Hertz.

Weniger Erdgas wird verbrannt

Derzeit liefert das Gas-und-Dampfkraftwerk auf dem Unternehmensgelände in Schwarzheide neben Strom auch den für die Produktion benötigten Dampf. Künftig wird es in sonnen- und/oder windreichen Zeiten heruntergeregelt, weil dieser Strom, der mit dem Brennstoff Erdgas hergestellt wird, nicht benötigt wird und der neue Kessel den benötigten Dampf liefert. Das spart Kosten und entlastet die Umwelt von Kohlenstoffdioxid (CO2) und Schadstoffen.


Werkzeug für die Netzstabilisierung

Die Power-to-Heat-Anlage (PtH), deren Bau jetzt begonnen hat, hat eine Leistung von 25 Megawatt und soll 19 Millionen Euro kosten. Anders als die PtH-Anlagen, die Energie in Fernwärmenetze einspeisen – im Sommer und in den Randmonaten wird lediglich Wärme zur Warmwasserbereitung abgenommen –, kann der Kessel in Schwarzheide ganzjährig genutzt werden. BASF braucht immer Dampf. Damit ist er ein zuverlässiges Werkzeug für die Netzstabilisierung, verhindert Abschaltungen von grünen Kraftwerken und das Hochfahren von Kohle- und Erdgaskraftwerken in Zeiten, in denen wetterbedingt zu wenig Strom erzeugt wird. Letztlich wirkt sich das System auch positiv auf die Investitionskosten aus, weil weniger neue Stromleitungen gebaut werden müssen.

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