Die großen Pyramiden in Ägypten gehören zu den sieben Weltwundern der Antike und sind ein Beweis dafür, zu welch beeindruckenden Leistungen Menschen bereits vor Tausenden Jahren in der Lage waren. Wie genau sie gebaut wurden, ist allerdings bis heute ein Rätsel. Für eine andere Pyramide, die nicht zu den großen Pyramiden von Gizeh gehört, die Stufenpyramide von Djoser, haben Forscher:innen nun eine aufsehenerregende Theorie entwickelt: Laut einem französischen Forschungsteam könnten die alten Ägypter bei dieser Pyramide ein hydraulisches System auf Wasserbasis verwendet haben, um die tonnenschweren Steinblöcke zu bewegen, die für den Bau der etwa 62 Meter hohen Pyramide benötigt wurden. Cleverer Einsatz von Wasser Das Team rund um Xavier Landreau vom Pariser Paleotechnic-Institut hat die Theorie entwickelt, dass die Baumeister der Pyramide kontrollierten Wasserfluss in einem großen Schacht in der Pyramide genutzt haben, um eine Plattform auf und ab zu transportieren. Es gibt bisher keine generell akzeptierte Erklärung dafür, wie es den alten Ägyptern möglich war, Pyramiden zu errichten, die aus mehreren Millionen massiven Steinblöcken bestehen. Diese Blöcke wiegen bis zu 2.500 Kilogramm. Zu den Vorschlägen und Theorien gehört unter anderem der Einsatz von Rampen, Kränen, Flaschenzügen und runden Transporthölzern. Landreau hat nun mit seinem Team die Theorie formuliert, dass Wasser eine entscheidende Rolle beim Bau der Pyramide von Djoser spielte. Es könnte sich sozusagen um das erste hydraulische System der Geschichte gehandelt haben. Ein hydraulischer Fahrstuhl Dieses System wurde in einem Computermodell dargestellt, das unter anderem auf Daten von internen Strukturen der Pyramide und einem Netzwerk von unterirdischen Tunneln rund um sie basiert. Das Team verwendete außerdem hochauflösende Satellitenbilder, um Regenfälle und Wasserflüsse zu simulieren. Laut diesem Modell wurde in einem großen Becken, das mehrere Hundert Meter von der Pyramide stand, Wasser gesammelt, das durch Kanäle in der Wüste geleitet wurde. Dieses Wasser wurde dann in zwei ausgehobene Schächte geleitet, von denen sich einer innerhalb der Pyramide befand. Granitkammern in der Nähe des Bodens dieses Schachts enthielten „Steinstöpsel“, die das Eindringen von Wasser erlaubten, wenn sie entfernt wurden. Dieser in der Pyramide gelegene Schacht ist die Grundlage für einen hydraulischen Fahrstuhl – zumindest ist das die Theorie der Forscher:innen. Laut dieser Theorie gab es im Inneren des Schachts einen großen hölzernen Schwimmer, der über ein Seilsystem mit einer Fahrstuhlplattform verbunden war. Diese beiden Holzkonstruktionen balancierten sich gegenseitig aus, wenn Wasser in den Schaft geleitet oder aus ihm abgelassen wurde. So konnte die Fahrstuhlplattform genutzt werden, um Baumaterialien in der Pyramide auf und ab zu transportieren. Wurde der Schaft mit Wasser gefüllt, sank die Fahrstuhlplattform ab. Wenn Wasser aus dem Schaft entfernt wurde, zogen die Seile und das schwerere Holzgewicht die Plattform nach oben. Theorie wird angezweifelt Die Theorie der Forscher:innen wird in der archäologischen Wissenschaft nicht uneingeschränkt angenommen. Der Archäologe Oren Siegel von der University of Toronto hält das Szenario für unwahrscheinlich. Laut ihm hätte das in dem Kanalsystem verfügbare Wasser für so einen Einsatzzweck nicht ausgereicht. Hinzu kommt, dass die Steine, die beim Bau dieser Pyramide verwendet wurden, im Schnitt „nur“ 300 Kilogramm wogen. „To build the hydraulic device proposed in the new model, much more effort would be needed than to move the stone blocks using just manpower„, so Kamil Kraszkiewicz von der Universität Warschau. via ScienceNews Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter