Im Zeitalter des Smartphones haben wir uns schon längst an das Wischen statt Tippen gewöhnt. Das funktioniert auch ziemlich gut, beispielsweise wenn man sich durch eine Bildergalerie wischen möchte. Beim Telefonieren hingegen tippen wir nach wie vor auf Zahlen. Nun haben Smartphones allerdings keine Tasten mehr oder andere haptische Module zum „Runterdrücken“. Das ist natürlich auch reine Gewöhnungssache, es gibt allerdings Menschen, für die ist das glatte Smartphone-Display ein echtes Problem darstellt. Sehbehinderte oder blinde Menschen können sich auf der ebenen Bildschirm-Oberfläche nicht mehr orientieren. Und dabei gibt es seit geraumer Zeit schon Technologie,  die beides bündelt. Die Rede ist von fühlbaren Tasten auf einem einem flachen Bildschirm.


Können wir bald wieder „blind“ Nachrichten tippen?

Auf den glatten Touchscreen-Oberflächen der Smartphones vertippt man sich leicht. Das Tippen und Absenden von sinnvollen Nachrichten, ohne auf das Display zu schauen, ist nahezu unmöglich. Displays mit haptischem Feedback könnten das jedoch ändern. Statt nur zu sehen, was sich auf der Oberfläche abspielt, könnten wir das Ganze auch zusätzlich wieder fühlen. So berührt man bisher einen grafisch dargestellten Knopf und am Finger passiert haptisch nichts. Vor allem in Notsituationen in denen die Wahrnehmung oftmals eingeschränkt ist, weil die Sinne überlastet sind, ist diese fehlende haptische Rückmeldung störend und kann durchaus zu Verzögerungen führen. Bekanntlich zählt im Ernstfall allerdings jede Sekunde. Eine weiteres praktisches Szenario, das für Displays mit haptischem Feedback spricht, sind Situationen in denen man eine Nachricht versenden möchte, dabei jedoch nicht auf das Display schauen kann oder darf.


Im Auto lenken Touchscreen-Displays oftmals ab und setzen einen abschweifenden Blick voraus. Displays, die jedoch ein haptisches Feedback ausgeben, können blind bedient werden. Die Technologie ist bereits vorhanden. So hat Bosch im Rahmen der CES 2016, Anfang des Jahres, mit neoSense gezeigt, in welche Richtung die Zukunft der blind bedienbaren Displays gehen soll.

Bosch neoSense im Video

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Der Vorteil zu normalen Tasten

Systeme wie neoSense kombinieren alle Vorteile eines Touchscreens (jegliche Tasten können programmiert werden) mit den Vorteilen klassischer Tasten. Das heißt man spürt diese Tasten auf dem Bildschirm und kann auch fühlen, wo diese sind. Zudem bekommt der Nutzer eine haptische Rückmeldung, wenn entsprechende Befehle ausgeführt werden. Nicht nur visuelle und akustische Signale geben eine Sinnes-Feedback, sondern auch raue, glatte und sogar gemusterte Strukturen helfen bei der Unterscheidung verschiedener Knöpfe.

Der zukünftige Einsatz von haptischen Displays ist im Auto am naheliegendsten. Denn der größte Vorteil ist natürlich, dass man die Bildschirme nicht anschauen muss, um eine bestimmte Einstellung vorzunehmen. Somit kann sich gänzlich auf das Autofahren konzentriert werden.

Und so funktionierts

Mit Federn im Display

Hinter einer Art haptischer Displays steckt eine mechanische Konstruktion, die das Gefühl echter Tasten vermittelt. Man spürt dabei ziemlich gut einen Wiederstand. Die mechanische Fläche wird in Schwingung versetzt. Es fühlt sich dann an wie eine Taste, die sich bewegt und auch einen Knackpunkt hat. Dennoch wird das Ganze nur simuliert und zwar durch elektrische Federn, die gespannt und wieder losgelassen werden. Das Display weiß durch die Hilfe der einfachen x-y-Bestimmung im zweidimensionalen Raum, wo sich der aufgelegte Finger gerade befindet. Die Software berechnet dann, das da eine Textur ist und lässt das Display daraufhin entsprechend vibrieren.

Micro-Fluid-Displays

Die Idee der haptischen Displays, verfolgen auch andere Unternehmen. Dabei werden teilweise auch unterschiedliche Ansätze verfolgt. Schließlich besteht auch die Möglichkeit sich Micro-Fluide, also Flüssigkeiten, zu Nutze zu machen. Zur Anwendung kommt dann eine dünne Schicht aus halbelastischem Kunststoff, die wiederum das Abdeckglas des Displays ersetzt. Unter den integrierten Berührungssensoren sind dann viele winzige Kanäle vorhanden, die mit einer Flüssigkeit gefüllt sind. Erhöht sich der Flüssigkeitsdruck, wölben sich die Knöpfen hervor. So können sich dann bei Bedarf Knöpfe aus der flachen Oberfläche erheben. Diese übernehmen in der Folge kurzzeitig beispielsweise die Funktion einer Tastatur. Aber auch einzelne Knöpfe, etwa zur Lautstärkeregelung, sind möglich.

Diese Tasten ahmen also das Gefühl von richtigen gewölbten Knöpfen nach. Ist der Tipp-Vorgang beendet, verschwinden die Display-Erhebungen wieder. Zurück bleibt ein ebener Bildschirm. Die Hersteller dieser Displays versprechen sich einen breiten Einsatz in zukünftiger Technologie. Haushaltsgeräte aber auch Telefone und Smartphones könnten mit diesen speziellen haptischen Displays auf Micro-Fluidbasis ausgestattet werden. Und zuletzt ist das haptische Display auch dann praktisch, wenn das Smartphone als Fernbedienung verwendet wird.

Flüssigkeitsdisplay im Video

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1 Kommentar

  1. Christoph

    30. November 2016 at 18:45

    Das wäre für Blinde auch prima, denn damit lassen sich vielleicht auch Punkte darstellen. Diese Technologie wäre eine Innovation im Hilfsmittelbereich. Wenn solch ein Display nicht so unendlich teuer ist, wird es dann bald kaum noch Braillezeilen geben. Eine Braillezeile kostet ungefähr 7.000 bis 10.000 €. So teuer dürfte das dann wohl nicht werden. Wie lange wird das denn wohl noch bis zur Marktreife dauern?

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