Die Fähigkeit, Hautverletzungen schnell und schmerzfrei zu heilen ist wohl die häufigste medizinische Referenz in Science-Ficition-Filmen. In Serien wie Star Trek können Ärzte jedwede Verletzung der Haut schnell und unkompliziert mit einer Art Bestrahlung heilen. Was wie pure Science-Fiction aussieht, ist in Wirklichkeit inzwischen deutlich näher an der Realität als man denken könnte.


Unterstützung bei der Wundheilung

Ein Team rund um Mark Bass vom Department of Biomedical Science der University of Sheffield nutzt kleine Ultraschallsender und die Selbstheilungskräfte der Haut zu beschleunigen und zu unterstützen. Die Geräte sind so klein, dass sie wie im Fernsehen mit der Hand benutzt werden können. Natürlich findet keine sofortige Heilung wie bei Star Trek statt, aber eine entsprechende Studie zeigte, dass die Heilungszeit von Verletzungen um 30 Prozent reduziert werden konnte. Dies ist vor allem deshalb wichtig, weil so die Expositionszeit der Wunde und mithin auch das Infektionsrisiko gesenkt wird.


Interessant ist diese Technologie für Menschen, deren Wundheilung sowieso schon beeinträchtigt ist. Ab einem Alter von 30 Jahren kann die Wundheilung unter Umständen zunehmend länger andauern. In Extremfällen (meistens bei Patienten über 60) können Hautverletzungen sogar chronisch werden, was zwar in den seltensten Fällen lebensgefährlich, mindestens aber sehr beeinträchtigend ist. In vielen Fällen ist es notwendig, betroffene Gliedmaßen zu amputieren.

Natürliche Prozesse werden aktiviert

Mit ihrer Ultraschall-Behandlung aktivieren die Forscher ruhende Zellen und beschleunigen so den Heilungsprozess. Angelehnt an derartig beschleunigte Selbstheilungskräfte sind auch die Fähigkeiten vieler Superhelden, Verletzungen sofort zu heilen.

Embryos im Mutterleib sind fähig, Verletzungen ohne Narbenbildung zu heilen. Diese Fähigkeiten gehen nach der Geburt kontinuierlich verloren. Die Ultraschallbehandlung “erinnert” den Körper sozusagen an seine Selbstheilungskräfte. Im Gegensatz zu vielen medikamentösen Behandlungen ist die Methode sehr risikoarm, da lediglich natürliche Prozesse unterstützt werden.

Zellaktivierung durch Vibrationen

Die Ultraschallwellen lösen Mikrovibrationen der Membranen der Hautzellen aus und öffnen so deren Calcium-Kanäle. Der Calcium-Fluss ist elementar für die Signalwege der Zelle und kontrolliert viele der Zellfunktionen. Außerdem entsteht durch die Behandlung innerhalb der Zelle ein Calcium-Gradient, der die Zelle in Richtung der Verletzung zieht. Die Wundränder werden dadurch aneinander herangeführt und die Wundheilung zusätzlich beschleunigt.

Es gelang dem Team, den Effekt bereits bei Patienten mit venösen Geschwüren am Bein nachzuweisen. Unter anderem wurden so Patienten mit dem “diabetischen Fuß” behandelt.

In naher Zukunft will das Team größere klinische Studien anlegen, um die Grenzen und Limitierungen der Technologie zu erforschen. Langfristig hält Bass es aber für möglich, dass die narbenfreie Heilung, zu der Embryos in der Lage sind, auch bei erwachsenen Menschen wieder erweckt werden kann.

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