Weltweit können mehrere Millionen Menschen es sich nicht leisten, ihre Häuser im Winter so zu heizen, dass sie angemessen warm sind. In Russland kommt es jedes Jahr erneut zu Toden durch Erfrieren, und das nicht nur bei Obdachlosen, sondern auch bei Menschen, die über Wohnraum verfügen. Die Lösung könnte in Wärmeenergie liegen, die in unserem Energiesystem verschwendet wird.


Dampf
Foto: vapour, Mathanki Kodavasal, Flickr, CC BY-SA 2.0

Wärmeenergie verpufft ungenutzt

Bei der Verwendung und Erzeugung von Wärme- und elektrischer Energie geht regelmäßig viel Wärmeenergie verloren. Seien es schlecht isolierte Häuser oder Kraftwerke: Überall wird Energie abgestrahlt, die anderweitig verwendet werden könnte. Die Industrie im Vereinigten Königreich beispielsweise verschwendet genug Wärme, um damit zwei Millionen Haushalte zu heizen. Würde man diese Hitze speichern, ließe sie sich als erneuerbare Energie wiederverwenden – und zwar zu geringeren Kosten als Batterien.

Dies zeigte eine Studie von Buro Happold aus dem Jahr 2013. Die Abwärme, die in London ungenutzt abgestrahlt wird, würde ausreichen, um die komplette Stadt zu beheizen. Der Haken: Um diese Energie zu nutzen, müsste eine komplett neue Verbindung zwischen der verschwendeten Energie und den Bedarf nach Wärmeenergie hergestellt werden – eine bisher noch nicht existierende Infrastruktur wäre notwendig. In ersten Versuchen wird momentan Energie von der Abwärme der Londoner U-Bahn und von Transformatoren in der Stadt gewonnen, um damit Haushalte zu beheizen.


In Skandinavien und Osteuropa sind zentrale Heizsysteme verbreitet, bei denen viele Haushalte eine Quelle für Warmwasser teilen. Diese Methode verbreitet sich nun auch im Vereinigten Königreich. So hat die Stadt Sheffield beispielsweise ein 50 km umfassendes Rohrsystem, mit dem im Rahmen der Müllverbrennung erzeugtes Warmwasser an die angeschlossenen Haushalte verteilt wird.

Abwärme kann gespeichert werden

Industrielle Abwärme entsteht oft nicht parallel zum privaten Bedarf an Wärmeenergie. Doch auch für dieses Problem gibt es eine Lösung: Mit Hilfe von gut isolierten Wassertanks lässt sich die Abwärme mehrere Tage lang speichern. Je größer die gespeicherte Wassermenge in einem Tank, desto langsamer geht auch der Wärmeverlust vonstatten.

Wärmeenergie zum Heizen macht im Vereinigten Königreich und den USA gut 44 Prozent der jährlich verbrauchten Energie aus. In Deutschland dürfte die Situation ähnlich sein. Das Heizen mit Abwärme könnte somit eine große Rolle in vorhandenen Energiesparplänen spielen. Um dies wahr zu machen, wäre aber eine umfassende Kooperation von Anbietern und Politik nötig. Das dafür notwendige Umdenken findet gerade erst statt. Ein entsprechend durchdachtes System könnte die Haushalte finanziell entlasten und käme gleichzeitig der Schadstoffemission zugute.

via IFLScience

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