Bisher war das sogenannte Helikoptergeld nur ein Gedankenspiel innerhalb der Wirtschaftswissenschaften. Zurückführen lässt sich der Begriff auf den Nobelpreisträger Milton Friedman. Dieser prägte einst das Bild eines Helikopters, der Geldscheine über einem Dorf abwirft. Damit wollte er seinen Studenten verdeutlichen, welche Auswirkungen die Ausweitung der Geldmenge hat. Später beschäftigten sich dann zahlreiche Wissenschaftler mit der Frage, ob und wie so etwas in der Realität funktionieren würde. Ein Helikopter muss für die Umsetzung allerdings nicht genutzt werden. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass die Zentralbank das Geld einfach direkt an jeden Bürger überweist. Trotz aller theoretischer Überlegungen wurde bisher aber noch nirgendwo auf der Welt tatsächlich Helikoptergeld ausgezahlt. Dies könnte sich nun in Hongkong ändern.


Bild: Diego Delso / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)

Das Geld soll die Wirtschaft ankurbeln

Denn dort hat der Finanzminister in seinen Planungen die Summe von umgerechnet 1.300 Dollar für jeden Bürger vorgesehen. Anders als bei der klassischen Variante stammt die Zuwendung hier also aus Reserven des Staats und kommt nicht von der Zentralbank. Der Effekt dürfte aber ähnlich sein. Das Geld soll ohne Bedingungen und ohne vorherige Prüfung direkt an die Einwohner ausgezahlt werden. Ziel der Maßnahme ist es, die Wirtschaft der Metropole anzukurbeln. Denn diese profitiert traditionell sehr stark vom weltweiten Handel. Allerdings wurde Hongkong im vergangenen Jahr von lang anhaltenden Protesten erschüttert. Dies belastete auch die Wirtschaft der Stadt. Hinzu kommen nun die Auswirkungen des Corona-Virus. Unter Umständen ist daher in Hongkong in diesem Jahr sogar mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung zu rechnen. Verhindern soll dies nun die direkte Zahlung an die Einwohner.

Auch in Europa gibt es bereits entsprechende Überlegungen

Der Trick funktioniert allerdings nur, wenn diese das Geld dann auch tatsächlich ausgeben. Wandert die Zuwendung hingegen direkt auf das Sparbuch, verpufft die Wirkung. Erfahrungswerte in diesem Punkt gibt es bisher noch nicht. Dementsprechend interessiert dürften auch die Vertreter der Europäischen Zentralbank das Experiment in Hongkong beobachten. Denn einige Wirtschaftswissenschaftler haben auch für die Eurozone schon den Einsatz von Helikoptergeld vorgeschlagen. Der ehemalige EZB-Präsident Mario Draghi sprach sogar von einer „sehr interessanten Idee“. Allerdings gilt auch: Das Konzept lässt sich am besten und zielgerichtetsten auf einem begrenzten Gebiet umsetzen. Von daher könnte Hongkong tatsächlich der richtige Ort sein, um die Idee einmal in der Realität zu testen. Bei der Übertragung der Ergebnisse auf ein solch riesiges Gebiet wie die Eurozone ist dann aber Vorsicht geboten. Ohnehin gehen Experten aktuell noch davon aus, dass eine solche Maßnahme hierzulande wohl nur im Falle einer gewaltigen Krise genutzt würde.


Via: Hong Kong Free Press

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