Die kleine Gemeinde Hofstetten liegt mitten im schönen Schwarzwald, sie besitzt ein eigenes Freibad. Die zum Bad gehörende Gastronomie wird seit dem Jahr 2011 von FRONERI Schöller mit Eis beliefert, einer Firma, die zum Gemeinschaftsunternehmen Nestlé gehört. Etwa 10.000 Euro im Jahr berappten die Hofstetter bislang für ihre schmackhafte sommerliche Abkühlung, doch damit ist jetzt Schluss.


Hofstetten im Schwarzwald / Von Daniel RauberEigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link

Die Gemeinde lieferte eine öffentliche Erklärung ab

Dieser Betrag mag zwar nur ein Nadelstich sein, doch was zählt, ist die Konsequenz. Die Gemeinde hatte einfach zu viele schlechte Nachrichten über Nestlé gehört, zum Beispiel bezüglich der Regenwaldabholzung. Aber auch die durchgeführten Tierversuche und vor allem die rücksichtslose Kapitalisierung von Trinkwasser waren den Entscheidern ein Dorn im Auge. Die Verwaltung lieferte zugleich mit ihrem Beschluss die folgende Erklärung ab: »Dem Gemeinderat ist ein verantwortungsvoller und nachhaltiger Umgang mit Ressourcen nicht nur lokal außerordentlich wichtig. Wir sind gegen einen profitmaximierenden Umgang mit Wasser und befürworten daher, als Konsequenz keine Eisprodukte der Firma Nestlé mehr im Hofstetter Schwimmbad zu verkaufen.«

Warum von einem Übel zum nächsten wechseln?

Welcher Eislieferant nun in die Bresche springen soll, ist noch nicht klar. Zuerst kam den Hofstettern Langnese in den Sinn, eine Marke, die zu Unilever gehört. Doch auch dieser Eisproduzent scheint keine reine Weste zu haben, und warum sollte man nun von einem Übel zum nächsten wechseln? Ein lokaler Anbieter soll es nun richten, das wäre ein deutliches Zeichen in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Außerdem macht es Sinn, kleine regionale Firmen zu stärken, statt sich an mächtige Großkonzerne zu binden. Ein konkreter Vorschlag wurde noch nicht unterbreitet, doch bis zur nächsten Freibadsaison dauert es immerhin noch ein paar Monate.


Ein Nadelstich macht nicht viel aus …

Sicher gibt es noch viele weitere Gemeinden und Institutionen in Deutschland, die sich ähnliche Gedanken machen wie die Hofstetter Gemeindeverwaltung. Doch viel zu selten werden praktische Konsequenzen gezogen. Dabei gibt es ein ganz einfaches Gesetz: Ein Nadelstich allein macht nicht viel aus, Tausende von Nadelstichen aber schon!

Quelle: schwarzwaelder-bote.de

3 Kommentare

  1. Lothar Tüttelmann

    6. Juni 2019 at 16:19

    Die Hofstetter sollten alle einen Brief an die dumme Lanwirtschafts-Ministerin schicken, die ja auch noch für Das glyphosat wirbt und vieles Mehr. Wir verbraucher haben es in der Hand Nestle in Europa gesamt in die Knie zu zwingen.

  2. Timo M

    13. Juli 2019 at 21:13

    @Lothar Dumm ist genau das richtige Wort. „Wir sind gegen einen profitmaximierenden Umgang mit Wasser“ haben sie gesagt. EIN DORF, DAS EIN FREIBAD BETREIBT, DAS GELD MIT DER VERSCHWENDUNG VON WASSER ZUM PLANSCHEN VERDIENT, IST GEGEN DEN PROFITMAXIMIERENDEN UMGANG MIT TRINKWASSER. Wie dumm kann man denn sein? Beamte eben….

  3. Mike The Spike

    21. Oktober 2019 at 12:00

    Es ist ein Unterschied, ob wir im wasserreichen Deutschland Trinkwasser zum Schwimmen nutzen oder ob ein Konzern Trinkwasser in (teils sehr viel ärmeren) Ländern von unterirdischen Quellen abzapft, welches dann für die Landwirtschaft fehlt. Der Wunsch von Nestlé ist, dass Wasser nicht öffentlich ist sondern verkauft werden darf. Wer soll bestimmen, ob es verkauft werden darf? In dieser Idee steckt der Gedanke, dass Reiche noch reicher werden. Womit lässt sich mehr Geld verdienen als mit etwas, dass jeder Mensch braucht? Ich muss immer an den Film „Tank Girl“ denken, wenn ich diese Pläne höre, Trinkwasser zu privatisieren. Da wird es schön auf die Spitze getrieben. Zum Glück ist freier Zugang zu Wasser ein Grundrecht. Nestlé steht auch wegen anderer Dinge in der Kritik, siehe oben.
    Ich glaube übrigens nicht, dass eine Gemeinde an einem Freibad Geld verdient. Öffentliche Bäder sind seit jeher ein „Draufzahlgeschäft“, um den Einwohnern der Gemeinde das Leben zu verschönern. Ich finde die Entscheidung von Hofstetten super! Seit Jahren stört es mich, dass in fast jeder Stadt die immergleichen Eissorten und Getränke angeboten werden. Wir haben so eine Vielfalt an verschiedenen Produkten. Ich hoffe sehr, dass noch viele, viele Nadelstiche für Grosskonzerne folgen. Und wir uns für ein paar Cent mehr diese Vielfalt gönnen und erhalten.

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