Wer ab und an in deutschen Fußgängerzonen unterwegs ist, kennt die Läden der Kette Gamestop. Dort gibt es neue und gebrauchte Videospiele sowie jede Menge weiteres Zubehör und Merchandising. Es braucht nicht all zu viel Phantasie, um sich vorzustellen, dass dieses Geschäftsmodell stark unter der Ausbreitung des Online-Handels leidet. Folgerichtig lag der Wert der Aktie die meiste Zeit des vergangenen Jahres auch nur im einstelligen Eurobereich. Signifikante und nachhaltige Kursanstiege gab es schon seit mehreren Jahren nicht mehr. In den letzten Wochen setzte dann allerdings eine gewaltige Kursexplosion ein: Aktuell liegt der Preis pro Aktie bei deutlich mehr als 200 Dollar. Diese Geschichte an sich wäre schon ungewöhnlich genug. Noch kurioser ist allerdings, dass unbedarfte Kleinanleger hier milliardenschweren Hedgefonds die Stirn boten.


Wird die Kette zum „Amazon der Videospiel-Industrie“?

Die Fonds hatten zuvor mit Leerverkäufen auf einen weiter fallenden Aktienkurs gesetzt. Dies wird umgesetzt, indem sich die Unternehmen Aktien leihen und diese direkt verkaufen. Fallen die Kurse dann zu einem späteren Zeitpunkt, können die Aktien billiger zurückgekauft und an den Verleiher zurückgegeben werden. Umgekehrt gilt allerdings auch: Steigen die Kurse, müssen die Aktien teurer zurück erworben werden. Der Leerverkäufer macht dann also Verluste. Im Fall von Gamestop setzten zahlreiche Hedgefonds auf fallende Kurse. Gleichzeitig stieg dort aber auch der bekannte Investor Ryan Cohen ein. Er sprach davon, die Kette zu einem „Amazon der Videospiel-Industrie“ zu machen. Dies weckte die Phantasie einiger Anleger. Noch wichtiger aber: Auf der Plattform Reddit wurden einige Nutzer auf die Situation aufmerksam und riefen zum Kauf der Aktie auf. Es entwickelte sich ein gewaltiger Hype.


Aktienkäufe sorgten für eine Kettenreaktion

Angefeuert von zahlreichen Memes und Postings kauften immer mehr Kleinanleger die Gamestop-Aktie. Damit setzten sie eine Kettenreaktion in Gang. Denn durch die Käufe stieg der Aktienkurs. Gleichzeitig verringerte sich die Menge an verfügbaren Aktien. Für die Leerverkäufer wurde es dadurch immer schwieriger die zuvor verkauften Aktien zurückzukaufen. Die logische Folge: Der Kurs stieg weiter. Dies wiederum hatte zur Folge, dass andere Hedgefonds ebenfalls Aktien kaufen wollten, um die eigenen Verluste zu minimieren. In einer solchen Situation kann die Nachfrage der Leerverkäufer das Angebot an Aktien deutlich übersteigen. Die Kurse schießen dann förmlich in die Höhe. Genau dies ist nun bei der Gamestop-Aktie passiert. Für die Leerverkäufer, die gezwungen waren, die Aktien überteuert zurückzukaufen, bedeutete dies enorme Verluste. Ob die zahlreichen Kleinanleger mit ihrem Investment langfristig zufrieden sein werden, bleibt abzuwarten.

Aktienkäufe sind inzwischen denkbar einfach geworden

In jedem Fall verdeutlicht die Geschichte zwei technologische Trends, die den Aktienhandel immer stärker beeinflussen. Zum einen können Informationen und Absprachen heute in Sekundenschnelle getroffen werden. Ein solch digital erzeugter Hype ist zwar bisher einmalig. Zumindest aus rein technischer Sicht kann er sich aber jederzeit auch mit einer anderen Aktie wiederholen. Hinzu kommt: Heute kann jeder mit seinem Smartphone in Sekundenschnelle Aktien kaufen und verkaufen. Billige Online-Broker und spezialisierte Apps sorgen dafür, dass dies sogar ohne übermäßige Kosten möglich ist. Dadurch hat sich die Zahl der Kleinanleger massiv erhöht – und damit auch deren gemeinsame Schlagkraft. Zuletzt wurde der Hype dann sogar noch von bekannten Figuren befeuert. So twitterte Tesla-Boss Elon Musk nur ein einziges Wort, um zu verdeutlichen auf wessen Seite er steht: „Gamestonk!!“

Via: Manager Magazin

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