Die Nachfrage nach grünem Wasserstoff dürfte bei den deutschen Industrieunternehmen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten stark zunehmen. Für die Herstellung werden allerdings große Mengen an preiswerten Erneuerbaren Energien benötigt. Experten gehen daher davon aus, dass Deutschland seinen Bedarf nicht selbst wird decken können. Stattdessen schauen sich sowohl die Bundesregierung als auch die Industrie bereits nach internationalen Kooperationen um. Als Partnerländer wurden bisher unter anderem Marokko und Saudi-Arabien benannt. Einzelne Unternehmen wie Uniper und Covestro haben zudem Lieferverträge mit australischen Partnern abgeschlossen. Hier stellen sich aufgrund der enormen Distanz aber einige Fragen – etwa ob ein solch weiter Transport technisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist. Genau dies hat nun eine Studie des Instituts für Klimaschutz, Energie und Mobilität untersucht. In Auftrag gegeben wurde die Untersuchung durch das Konsortium HySupply. Dieses wiederum genießt die Unterstützung der deutschen und australischen Regierung.


Dieseltanker kommen für den Transport nicht in Frage

Am Beginn der Untersuchung steht zunächst einmal die Frage, wie der Wasserstoff produziert werden kann. Hier ist die Antwort recht simpel: Australien verfügt aufgrund der konstanten Sonnenstrahlung über ein großes Potenzial im Bereich der Erneuerbaren Energien. Die dadurch ermöglichten niedrigen Preise sorgen dafür, dass auch die Elektrolyse des grünen Wasserstoffs sinnvoll umgesetzt werden kann. Die deutlich schwierigere Frage besteht dann allerdings darin, wie das wertvolle Gas nach Deutschland gebracht werden soll. Der Bau einer Pipeline über eine solch große Distanz ist nicht realistisch. In Frage kommt daher nur der Transport per Schiff. Zunächst ist hier allerdings die Antriebsart zu klären. Denn es ist schwer vorstellbar, den grünen Wasserstoff mit Dieselmotoren über das Meer zu transportieren. Möglich wäre es stattdessen Tanker einzusetzen, die mit verflüssigtem Erdgas fahren. Auch dies wäre aber ein fossiler Brennstoff. Für den Einsatz von klimaneutralen alternativen Schiffskraftstoffen gibt es bisher aber noch keine rechtlichen Leitlinien.


Der Transport von Ammoniak könnte einige Probleme lösen

Hier scheint die Lösung also nur eine Frage der Zeit zu sein. Ähnlich sieht es bei der Frage aus, in welcher Form der Wasserstoff transportiert werden soll. Denkbar wäre hier verflüssigter Wasserstoff oder sogenannte „liquid organic hydrogen carriers“. Beide Formen des Transports sind allerdings noch unerprobt. Praktikabler ist es hingegen, Wasserstoff-Folgeprodukte zu verschiffen. Ammoniak etwa wird schon heute regelmäßig über die Ozeane transportiert. Auch hier scheint es also eine Zwischenlösung zu geben bis der Idealzustand erreicht wird. Alles in allem halten die Autoren der Studie den Aufbau der geplanten Wasserstoff-Transportroute von Australien nach Deutschland also durchaus für möglich. Zunächst müssen aber wohl einige Kompromisse eingegangen werden. Innerhalb von Deutschland muss zudem ebenfalls am Ausbau der Infrastruktur gearbeitet werden. Teilweise können beispielsweise Pipelines und Speicher verwendet werden, die heute für Erdgas genutzt werden. In vielen Fällen sind aber auch zusätzliche Investitionen nötig. Es ist also durchaus noch ein weiter Weg bis zur Wasserstoff-Wirtschaft in Deutschland.

Via: Handelsblatt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.