Schon heute befinden sich in neu verkauften Autos mehr als siebzig Steuerelemente. Diese sind im gesamten Fahrzeug verteilt und werden jeweils mit einer herstellerspezifischen Software versehen. Zukünftig dürfte sich der Anteil an Elektronik und Software in den Autos zudem weiter erhöhen. Tesla hat daher als einer der ersten Hersteller weltweit den Schritt gewagt und gleich ein eigenes Betriebssystem entwickelt. Darin sind viele der Aufgaben gebündelt und zentralisiert. Wie so oft ist der kalifornische Autobauer auch in diesem Punkt zum Vorbild für die deutschen Hersteller geworden. So hat Volkswagen angekündigt, mit VW.OS ebenfalls ein eigenes Betriebssystem zu entwickeln. Daimler wiederum verfolgt unter dem Namen MBOS ähnliche Pläne. Bei beiden Herstellern sollen schon in wenigen Jahren so gut wie alle Neuwagen mit dem jeweils konzerneigenen Betriebssystem ausgestattet werden. Dies würde dann unter anderem Updates ermöglichen, ohne dass die Fahrzeuge in die Werkstatt müssen.


In einigen Bereichen kooperieren die deutschen Hersteller bereits

Auf der aktuell erstmals in München stattfindenden Automesse IAA bringt BMW nun allerdings einen anderen Ansatz ins Spiel: Der Münchener Autobauer strebt eine Kooperation der deutschen Hersteller an. Ein gemeinsam entwickeltes Betriebssystem könnte unter anderem die Zusammenarbeit mit den Zulieferern vereinfachen, so die Argumentation der BMW-Manager. Klar ist aber auch: Auf diese Weise ließen sich wohl auch nicht unerhebliche Entwicklungskosten einsparen. Auf der anderen Seite geht aber auch die Möglichkeit, sich von der Konkurrenz abzuheben, ein Stück weit verloren. Ein mögliches Vorbild für eine solche Kooperation gibt es bereits: Im Jahr 2015 beteiligten sich Mercedes, BMW und die Volkswagen-Marke Audi gemeinsam am Kartendienst Here. Dadurch sollte die Entwicklung autonom fahrender Autos beschleunigt werden. Daimler und BMW legten zudem vor einiger Zeit auch ihre Carsharing-Angebote zusammen. Diese firmieren nun unter dem Namen Share Now – erfüllen die hohen Erwartungen aber noch nicht.


Daimler hat sich bereits andere Partner gesucht

Der Wunsch von BMW schlug auf der IAA durchaus hohe Wellen. Die beiden potenziellen Partner Volkswagen und Mercedes sahen sich daher zu einer zeitnahen Reaktion gezwungen. Bei Daimler verneinte man ein Interesse an einer Kooperation ganz direkt. Man habe sämtliche Optionen zur Zusammenarbeit geprüft und sich für andere Partner entschieden, so Daimler-Vorstand Markus Schäfer. Tatsächlich arbeitet Mercedes unter anderem mit dem Grafikkartenhersteller Nvidia zusammen. Die Wahl der Partner folgte dabei der Maßgabe möglichst großen technologischen Fortschritt mit einer möglichst hohen Geschwindigkeit zu erreichen. Dieser Hinweis kann durchaus so verstanden werden, dass man bei Daimler fürchtet, die Zusammenarbeit mit anderen Herstellern könnte unnötige Zeit kosten. Volkswagen wiederum lässt Taten sprechen: Der Konzern kündigte auf der IAA an, dass auch die Volkswagen-Marken Audi und Porsche eigene Betriebssysteme bekommen sollen. Eine Kooperation mit der Konkurrenz scheint auch hier nicht geplant zu sein.

Via: Süddeutsche Zeitung

1 Kommentar

  1. Olaf Barheine

    7. September 2021 at 08:43

    Auf dem Holzweg! Der PC hätte wohl kaum seinen Siegeszug um die Welt angetreten, wenn jeder Hersteller mit seinem eigenen OS an den Start gegangen wäre. In Zukunft möchte ich meine liebgewonnenen Apps ohne viel Aufwand in jedem Auto verwenden können – auch bei einem Markenwechsel.

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