2018 wurden rund 2000 Rotorblättern von Windgeneratoren entsorgt, weil die Mühlen ausgedient hatten. Die bis zu 15 Tonnen schweren Ungetüme werden einfach kleingesägt und verbrannt. Während der Kunststoffanteil einen hohen Heizwert hat, also auf diese Art noch sinnvoll verwertet wird, gilt das nicht für die bis zu 15 Kubikmeter Balsaholz, das in den Blättern steckt. Das leichte Material könnte verwertet werden, etwa zur Wärmedämmung, wenn man es denn von Kunstharz und Fasermaterial trennen könnte. Bild: Fraunhofer WKI Hochdruck-Wasserstrahl ersetzt die Säge Genau das ist Forschern am Fraunhofer-Institut für Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut (WKI) in Braunschweig jetzt gelungen. „Klassischerweise wird das Rotorblatt mit einer Bandsäge zerteilt, was jedoch relativ aufwendig ist. Wir sind daher auf die Idee gekommen, es stattdessen mit einer Wasserstrahllanze zu probieren. Und siehe da: Es ging deutlich schneller und besser“, so Projektleiter Peter Meinlschmidt. Die Düse, aus der der Hochdruckwasserstrahl schießt, ist an einem Fahrzeug befestigt. „Von Hand könnten wir sie wegen des gewaltigen Rückstoßes nur schwer führen“, meint Meinlschmidt. Elastischem Holz kann die Prallmühle nichts anhaben Mit dieser Trenntechnik werden die Rotorblätter in zehn bis 20 Meter große Stücke zerteilt, die in einer mobilen Zerkleinerungsanlage landen. Diese zerlegt sie mit mächtigen Zähnen in etwa handtellergroße Stücke. Diese landen in einer Prallmühle. In deren Innerem werden die Stücke mit hoher Geschwindigkeit auf Stahlziele geschleudert. Der harte Faserverbundwerkstoff zerbricht dabei, während das Holz auf Grund seiner Elastizität die Tortur unbeschadet übersteht. In einem so genannten Zickzack-Sichter werden die Fraktionen von Luftströmungen getrennt. Das leichte Balsaholz wird dabei weiter getragen als die schwereren übrigen Bestandteile. Drei Möglichkeiten zur Nutzung des Balsaholzes Bei der Verwertung des so gewonnenen Holzes gehen die Holzforscher drei Wege. Sie stellen daraus Wärmedämmplatten her, die etwa so effektiv sind wie Hartstyropor. Noch besser ist Holzschaum, der entsteht, wenn gemahlenes Holz in Wasser eingerührt wird und ein Treibmittel für Poren sorgt, ähnlich wie Hefe im Brotteig. Am weitesten fortgeschritten sind Terrassendielen mit einem Balsa-Anteil von 70 Prozent, die die Kosche Unternehmensgruppe in Much bei Köln herstellt. Das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie (ICT) in Pfinztal bei Karlsruhe prognostiziert, dass 2024 bereits 15.000 Rotorblätter entsorgt werden müssen, in den drei nachfolgenden Jahren sind es dann schon 24.000. via Fraunhofer WKI Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter