Das Kamener Kreuz wird an Werktagen von mehr als 110.000 Fahrzeugen befahren. Es ist daher berüchtigt für zahlreiche und lang anhaltende Staus. Der ehemalige Bertelsmann- und Arcandor-Chef Thomas Middelhoff war davon einst so genervt, dass er stattdessen lieber mit dem Helikopter flog. Diese Ausweichmöglichkeit dürfte allerdings nur wenigen Deutschen zur Verfügung stehen. Wer zukünftig am Kamener Kreuz im Stau steht, kann unter Umständen zumindest einen Blick auf Europas größten Schnellladepark werfen. Dieser wird aktuell vom Energiekonzern EnBW errichtet und soll im Dezember offiziell eingeweiht werden. Er wird aus 52 High-Power-Ladepunkten bestehen, die theoretisch jeweils auf eine Ladung von mehr als 300 Kilowatt kommen können. Dies würde ausreichen, um die Reichweite des Akkus innerhalb von fünf Minuten um rund 100 Kilometer zu erhöhen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass auch der Akku des Autos in der Lage ist, entsprechende Mengen an Strom so schnell aufzunehmen.


Bild: EnBW

Solarmodule auf dem Dach decken einen Teil des Strombedarfs

Die Realisierung des Projekts nahm durchaus einiges an Zeit in Anspruch. So dauerte es alleine rund ein Jahr alle erforderlichen Genehmigungen einzuholen. Anschließend musste der Strom zunächst unter Kontrolle gebracht werden. Eine riesige Trafostation sorgt dafür, dass der Strom von 20 Kilovolt auf 400 Volt heruntergeregelt wird. Von dort führen dann große Stromkabel direkt zu den einzelnen Ladestationen. Diese stehen zwar im Mittelpunkt des Ladeparks, sind gleichzeitig aber auch mit der notwendigen Infrastruktur umgeben. So ist die gesamte Anlage überdacht. Dies soll nicht nur die Nutzer vor Regen schützen, sondern dient auch der Stromproduktion. Denn die Dachkonstruktion ist mit Solarmodulen ausgestattet. Diese sollen genug Strom liefern, um die Ladekapazität für rund einen Monat sicherzustellen. Außerdem gibt es vor Ort eine Toilettenanlage sowie Tische und Bänke, um dort kurz zu verweilen. Zu besonders nachgefragten Zeiten soll zudem ein Foodtruck vor Ort sein.

Die Politik fördert den Aufbau eines „Deutschlandnetes“

Auch unabhängig von der neuen Vorzeigestation am Kamener Kreuz treibt EnBW den Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland voran. Inzwischen ist man nach Tesla der größte Anbieter von öffentlichen Ladepunkten hierzulande. Der entscheidende Unterschied aber: Die Supercharger von Tesla können bisher in der Regel nur von Tesla-Besitzern genutzt werden. Die Ladestationen von EnBW stehen hingegen allen Fahrzeugen offen, die die technischen Voraussetzungen erfüllen. Die Politik hat für die nächsten Jahre zudem einen massiven Ausbau des Ladenetzes angekündigt. Das Ziel: Deutschlandweit soll die nächste Ladestation an keinem Punkt mehr als zehn Minuten entfernt sein. Für dieses sogenannte „Deutschlandnetz“ werden insgesamt zwei Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Hinzu kommen dann noch kommerzielle Ausbauprojekte wie von EnBW. Auf diese Weise soll die Zahl der Ladepunkte bis zum Jahr 2030 vervielfacht werden. Dann werden Schätzungen zufolge mindestens 440.000 Ladestationen benötigt. Aktuell sind es rund 48.000.


Via: Wiwo

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