Mikroplastik ist beinahe überall. Wer dafür noch einen Beweis braucht: Forscher der Newcastle University haben selbst in den Tiefen des Marianengrabens eine neue Flohkrebsart entdeckt, in deren Magen sie eine PET-Faser fanden. Um auf die Tatsache aufmerksam zu machen, dass es kaum noch plastikfreie Lebensräume gibt, tauften sie die neue Art auf den Namen Eurythenes plasticus.


Bild: Weston

Neuentdeckte Krebsart im Marianengraben

Die Tiefsee ist ein gewaltiges Ökosystem, das wir bisher noch kaum erforscht haben. Früher nahm man an, dass es tief unten im Meer kaum Leben gibt, aber heute wissen wir, dass es sich um einen komplexen Lebensraum mit unterschiedlichen Landschaften handelt. Und über die Flora und Fauna dort unten wissen wir bisher kaum etwas.

Ein Team rund um Johanna Weston von der Newcastle University wollte wissen, welche Flohkrebse in den Tiefen des Marianengrabens vorkommen. „ Flohkrebse der Gattung Eurythenes kommen in jedem Ozean und über eine weite Spanne an Tiefen vor, von den flachen polaren Gewässern bis in die tiefsten Tiefen„, so die Forscher. Bis vor kurzem hielt man alle Krebse dieser Gattung für eine Art. Inzwischen aber weiß man, dass es sich um mehr als nur eine Spezies handelt.


Die Forscher nutzten einen Tiefsee-Tauchroboter, der mit speziellen Fangvorrichtungen ausgestattet war: In kleinen Plastikröhren wurden Fischstücke als Köder angebracht. Sobald Krebse in die Röhre schwammen, wurden diese gezielt angesagt. So konnten die Forscher Krebse aus einer Tiefe zwischen 6000 und 7000 Metern einfangen und anschließend untersuchen.

Plastik im Magen

Unter den gefangenen Flohkrebsen fanden die Forscher auch Exemplare, die einer ganz neuen Art angehörten. Die Vertreter dieser Spezies sind etwa fünf Zentimeter groß und sind über eine Tiefenspanne von 3000 Metern verbreitet, was für Flohkrebse ungewöhnlich ist.

Während es durchaus normal ist, dass Eurythenes-Spezies nur in einem Ozeanbecken gefunden werden, ist es weniger üblich, dass sie sowohl in der abyssalen wie der hadalen Zone vorkommen. Denn diese Arten müssen dann in zellulärer, reproduktiver und physiologischer Hinsicht sowohl mit dem stabilen Abyssal als auch der dynamischeren hadalen Umgebung zurechtkommen„, so die Forscher.

In einem der drei gefangenen Exemplare machten die Forscher eine Entdeckung: Sie fanden eine 0,6 Millimeter lange Mikroplastik-Faser im Magen eines der Tiere. Die Faser war aus Polyethylenterephthalat (PET), einem Polymer, das unter anderem in Getränkeflaschen verwendet wird und zu den fünf am häufigsten produzierten Kunststoffen gehört.

Der Fund einer Mikroplastik-Faser im Darm dieses Jungtiers war nicht unerwartet. Denn die Tiefsee-Flohkrebse konsumieren in Anpassung an ihre nahrungsarme Umgebung wahllos Material„, erklären die Wissenschaftler.

Ein Name als Mahnung

Die neuentdeckte Flohkrebsart wurde auf den Namen „Eurythenes plasticus“ getauft. Der Name solle als Mahnung gelten und deutlich machen, dass etwas gegen die großen Plastikmengen im Meer getan werden muss, heißt es von Seiten des Teams.

Ob und wenn ja wie das Mikroplastik die Flohkrebse beeinträchtigen, ist noch unklar. „ Frühere Forschungen deuten aber darauf hin, dass die Aufnahme von Polypropylen-Fasern durch die Sandkrabbe Emerita analoga die Mortalität bei erwachsenen Tieren erhöht und die Eiablage stört. Der Mikroplastik-Nachweis schon bei einem Eurythenes-Jungtier deutet zudem darauf hin, dass diese Flohkrebse den Kunststoff ihr ganzes Leben hindurch aufnehmen, was akute und chronische Gesundheitsfolgen haben könnte„, berichten die Forscher.

via Zootaxa

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