Dass Diktaturen und autokratische Regierungen versuchen, mithilfe von Sportveranstaltungen ihr Image aufzubessern, ist kein ganz neues Phänomen. China beispielsweise richtete aus diesen Gründen 2008 und 2022 die Olympischen Spiele in Peking aus. Katar wiederum investierte Milliarden Dollar in die Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft in diesem Jahr. Offensichtlich ist nun auch Saudi-Arabien auf diesen Zug aufgesprungen. Denn das Land erhielt überraschend den Zuschlag für die Ausrichtung der Asiatischen Winterspiele 2029. Dies erscheint bei einem Land, das beinahe ausschließlich aus Wüste besteht, etwas merkwürdig. Als Austragungsort wurde die Stadt Trojena benannt. Diese befindet sich theoretisch in einem Gebirge auf einer Höhe von 1.500 bis 2.600 Metern. Dort fallen die Temperaturen im Winter durchaus auf Temperaturen rund um den Nullpunkt. Schnee gibt es dort allerdings keinen. Dafür ist die Region schlicht zu trocken.


Bild: 37- Single Flacke, Mark Helm, Flickr, CC BY-SA 2.0

Das Wintersportresort existiert bisher nur auf dem Papier

Hinzu kommt, dass die Stadt erst noch gebaut werden muss. Sie ist Teil der saudischen Planstadt Neom. Dort will das Regime 500 Milliarden Euro investieren, um eine Metropole im Stil von Doha und Dubai zu errichten. Vorübergehend wurde das Projekt durch den deutschen Manager Klaus Kleinfeld vorangetrieben. Dessen Rolle scheint inzwischen aber deutlich kleiner geworden zu sein. Tatsächlich existiert die Planstadt bisher weitestgehend nur auf dem Papier. Zwar wurden erste Gebäude bereits errichtet, die meisten der geplanten Flächen bestehen aber noch aus karger Wüstenlandschaft. Dies gilt auch für das geplante Wintersportresort Trojena. Dort innerhalb von sieben Jahren die komplette benötigte Infrastruktur zu errichten, dürfte selbst mit beinahe unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten eine Herausforderung sein. Sollte aus der Idee aber tatsächlich Realität werden, würde es sich um das erste Wintersportgebiet auf der arabischen Halbinsel handeln.

Für den Kunstschnee wird viel Wasser benötigt

Natürliche Schneefälle gibt es dort wie bereits erwähnt nicht. Folgerichtig müssen sämtliche Ski-Wettbewerbe auf Kunstschnee ausgetragen werden. Um trotzdem das Thema Nachhaltigkeit nicht vollständig zu ignorieren, versprechen die Veranstalter, die Schneekanonen ausschließlich mit Ökostrom zu betreiben. Wie allerdings der gewaltige Wasserbedarf in einer solch trockenen Region gedeckt werden soll, ist bisher noch ungeklärt. Viel Auswahl hatte das asiatische Olympia-Komitee bei seiner Entscheidung nicht: Trojena war der einzige Bewerber für die Asiatischen Winterspiele, die zuletzt im Jahr 2017 in Sapporo stattfanden. Besonders attraktiv ist die Austragung aber offensichtlich nicht. Dies dürfte nicht zuletzt mit den hohen Anforderungen und den dadurch entstehenden Kosten zusammenhängen. Zumal die Asiatischen Winterspiele bei weitem nicht so viel Publikum anziehen wie die echten Olympischen Spiele. Viel Wintersport-Tradition gibt es in Saudi-Arabien bisher nicht: Mit Fayik Abdi gab es lediglich einen Winter-Olympiateilnehmer.


Via: Tagesschau

1 Kommentar

  1. Achmed Khammas

    6. Oktober 2022 at 15:50

    Vorschlag: Wir sammeln hier im Winter den Schnee und verschiffen diesen dann 2029 auf die Arabische Halbinsel … dafür bekommen wir bis dahin von denen das Gas, um uns nach dem Schneesammeln wieder aufwärmen zu können. Ist doch eine tolle win-win-Lösung, oder?!

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