Der Konsum von Cannabis gilt für viele Menschen noch als Einstieg in den Konsum von härteren Drogen. Dabei mehren sich in der Wissenschaft die Hinweise darauf, dass dies eine Fehleinschätzung ist. Diese Annahme unterstützt auch eine neue Studie, die zu dem Ergebnis kam, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Cannabis und dem nichtmedizinischen Konsum von Opioden gibt. Foto: marijuana blunt 2000, Torben Hansen, Flickr, CC BY-SA 2.0 Hilft Cannabis beim Entzug? Cannabis wird zunehmend beliebter, was auch damit zu tun hat, dass es in weltweit immer mehr Ländern legalisiert wird. Als Kontrastpunkt zu der Annahme, Cannabis sei eine „Einstiegsdroge“ hat sich die Annahme entwickelt, dass der Konsum eine valide Behandlung für auf andere Drogen bezogenen Suchtkrankheiten sein könnte. Studien diesbezüglich haben unterschiedliche Resultate produziert. Einige kamen zu dem Schluss, dass der Cannabiskonsum die Symptome von Opioid-Entzug lindern könnte. Andere wiederum kamen zu dem Ergebnis, dass der Konsum von Cannabis Opiod-Missbrauch begünstigt. Weltweit sind etwa 60 Millionen Menschen süchtig nach Opioiden, und mehr als 100.000 versterben jedes Jahr an ihrer Sucht. Die Frage, ob Cannabis Menschen dabei helfen könnte, ihre Opiod-Sucht zu bekämpfen, ist daher durchaus von Interesse. Ein Team der Universitäten von Ribeirão Preto und São Paulo in Brasilien sowie dem Medical Center der Clevelend State University sowie der Yale Chool of Medicine wollte diese Frage nun beantworten. Zu diesem Zweck haben die Forscher:innen einen systematischen Review sowie eine Meta-Analyse der verfügbaren Daten durchgeführt und dabei versucht, eine definitive Antwort auf die Frage zu finden, ob Cannabis bei Opioid-Süchten hilfreich oder hinderlich für die Behandlung sein würde. „Clarifying how cannabis and opioids interact is crucial if we are to equip healthcare professionals to provide evidence-based addiction treatment, prevent overdose deaths and save lives„, so Gabriel Costa, Hauptautor der Studie. Kein erkennbarer Zusammenhang Die Forscher:innen untersuchten 10 Studien, an denen insgesamt 8.367 Proband:innen teilnahmen, von denen 38 Prozent weiblich sind. Die Teilnehmer:innen waren allesamt opioidabhängig und erhielten eine Substitutionstherapie. Sie wurden über durchschnittlich 10 Monate auf ihren Opioid-Konsum hin untersucht. Die Forscher:innen verglichen die Frequenz der Opioid-Einnahme von Proband:innen, die parallel noch Cannabis konsumierten, mit der von denjenigen ohne Konsum. Dabei fanden sie keinen Zusammenhang zwischen dem nichtmedizinischen Konsum von Opioiden und dem Konsum von Cannabis. „Overall, we found no significant association between cannabis and non-medical opioid use among patients receiving pharmacotherapies for opioid use disorder. These findings neither confirm concerns about cannabis increasing non-medical opioid use in individuals being treated for opioid use disorder nor do they endorse its efficacy in reducing non-medical opioid use„, erklärte Costa. Die Ergebnisse der Studie sind dabei durchaus relevant für die Behandlung von Suchterkrankungen. „ Our finding questions the ineffective practice of enforcing cannabis abstinence as a condition to offer life-saving medications for opioid use disorder. Our data suggests healthcare systems should instead adopt individualized treatment approaches which take into account each patient’s circumstances. This would include assessing cannabis use disorder, a problematic pattern of cannabis use that affects a person’s well-being and ability to function, addressing pain management needs and treating co-occurring psychiatric conditions, such as depression and anxiety„, erklärt Joao De Aquino, einer der Autoren der Studie. Weitere Forschung ist erforderlich Allerdings ist auch die entgegengesetzte Ansicht, also dass Cannabis Patient:innen beim Opioid-Entzug unterstützen kann. Es gibt bisher nur eine Handvoll Studien , die die Auswirkungen von Cannabis auf den Entzug untersuchen. Bis die Datenlage besser sei, so die Forscher:innen, solle auf etablierte Behandlungsmethoden zurückgegriffen werden. „ Our review provides clinical and methodological insights for future research to adopt a more rigorous and standardized approach to fully elucidate this relationship, especially amidst changing attitudes toward cannabis during the escalating opioid crisis„, so das Team. via Taylor & Francis Group Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter