Intakte Ökosysteme sorgen dafür, dass sich keine Tierart übermäßig stark ausbreiten kann. Gleichzeitig reduziert sich dadurch auch die Wahrscheinlichkeit einer großflächigen Ausbreitung von Krankheiten. Diese wohl austarierten Systeme stoßen allerdings an ihre Grenzen, wenn der Mensch bewusst oder unbewusst eingreift. So führte der Einsatz eines umstrittenen Medikaments in der Massentierhaltung in Südasien zum Tod zahlreicher Geier. Dadurch fehlte ein wichtiger Akteur im Ökosystem – wodurch unter anderem die Zahl tollwütiger Hunde stark zunahm. Ebenso kritisch kann es aber auch sein, wenn durch menschliches Handeln neue Tierarten in ein bereits vorhandenes Ökosystem gelangen. Dies ist in Europa beispielsweise bei Marderhunden der Fall. Diese leben eigentlich in Asien, wurden einst aber für die Pelzzucht und als Jagdtier nach Europa gebracht. Heute leben die meisten Exemplare in der freien Wildbahn und breiten sich immer weiter aus. Der simple Grund dafür: Die Tiere haben hier keine natürlichen Feinde.


Bild: Доктор рукиноги, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons

Die Tiere können gefährliche Krankheiten übertragen

Forscher des Senckenberg-Forschungszentrums Biodiversität und Klima in Frankfurt haben sich die Situation nun einmal im Detail angeschaut. Ihr Fazit: Zukünftig dürften sich die Tiere noch deutlich stärker verbreiten. Insbesondere in Skandinavien und in Osteuropa finden sie dafür ideale Bedingungen vor. Zum Problem wird dies, weil die Tiere auch Krankheiten übertragen können. In diesem Fall trifft dies unter anderem auf Fuchsbandwürmer, Staupeviren und den Tollwut-Erreger zu. Unklar ist aktuell noch, ob die Tiere auch bei der Verbreitung von Coronaviren eine Rolle spielen könnten. Die Wahrscheinlichkeit einer Krankheitsübertragung erhöht sich durch die Abwesenheit natürlicher Feinde gleich doppelt. Zum einen weil sich schlicht die Zahl der Tiere immer weiter erhöht. Dadurch kommt es auch zu mehr Kontakten mit anderen Spezies. Zum anderen leben selbst kranke Tiere noch vergleichsweise lange, was die Ausbreitung von Krankheiten ebenfalls begünstigt. Eine natürliche Lösung für die Problematik gibt es also nicht.

Der Waschbär dringt immer weiter nach Südeuropa vor

Der Marderhund ist zudem nicht die einzige Art, auf die das beschriebene Phänomen zutrifft. So wurden Waschbären einst aus Nordamerika nach Europa gebracht. Hier lebten sie zunächst vor allem auf Pelzfarmen. Im Laufe der Zeit gelangten aber immer mehr Tiere in die Freiheit. Teilweise weil die Waschbären aus ihren Gehegen entkamen. Teilweise kam es aber auch zu gezielten Aussetzungen, um die Tiere hier anzusiedeln. Auch der Waschbär hat in Europa allerdings keine natürlichen Feinde. Die Frankfurter Forscher gehen hier davon aus, dass sich die Tiere zukünftig auch verstärkt in Südeuropa ausbreiten werden. Für die Menschen dort könnte dies zum Problem werden, weil Waschbären unter anderem als Reservoirwirt für das West-Nil-Virus dienen. Die beiden Beispiele zeigen: Eingriffe des Menschen in die natürlichen Ökosysteme sind stets mit nicht unerheblichen Problematiken verbunden. Experten raten daher schon lange: Der beste Schutz vor zukünftigen Pandemien ist es, die Natur so weit wie möglich ihren Job machen zu lassen.


Via: FAZ

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