Die Geschichte der Kernfusion besteht aus vielen großen Hoffnungen und beinahe ebenso vielen Enttäuschungen. Die Grundidee ist aber bis heute faszinierend: Im Prinzip soll die Funktionsweise der Sonne nachgeahmt werden. Dazu müssen Atome so miteinander verschmolzen werden, dass Energie freigesetzt wird. Im Idealfall entsteht dadurch eine nachhaltige und nie zu Ende gehende Energiequelle. In der Praxis ist es aber noch nicht gelungen, die damit einhergehenden Probleme zu lösen. Dazu beitragen soll zumindest das europäische Forschungsprojekt Iter. Hier entsteht im Süden von Frankreich ein Versuchsreaktor, dessen Aufbau alleine einen zweistelligen Milliardenbetrag verschlingt. Mit ersten Ergebnissen wird aber erst rund um das Jahr 2035 gerechnet. Parallel dazu wird auch an neuen Ansätzen geforscht, um den Prozess zu verkürzen. Eine Idee: Ein Laserimpuls, der die Materie so verdichtet, dass es zu der gewünschten Fusionsreaktion kommt.


Kalte Sonne
Das Ziel der Forscher: Die in der Sonne ablaufenden Prozesse sollen auf der Erde nachgeahmt werden. Foto: Cold Sun, Mark Vegas, Flickr, CC BY-SA 2.0

Die Landesregierung unterstützt das Projekt finanziell

Auch dies ist aber leichter gesagt als getan. Denn es wird ein Laserimpuls mit einer gewaltigen Intensität benötigt. Konkret geht es um einen Wert von 10 hoch 22 Watt pro Quadratzentimeter. In diesem speziellen Forschungsbereich will nun Bayern auch international eine Führungsrolle übernehmen. Deswegen kommt es zu einer Kooperation zwischen dem Startup Marvel Fusion und den Forschern der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Unterstützt wird die Zusammenarbeit zudem finanziell durch die Landesregierung. Perspektivisch soll zudem auch die Bundesregierung ins Boot geholt werden. International betrachtet haben in Sachen Kernfusion die Vereinigten Staaten die Nase vorn. So gibt es weltweit rund 35 vielversprechende Forschungsprojekte in diesem Bereich – wovon sich dreißig in den USA befinden. Deutschland ist bisher hingegen ein weißer Fleck auf der Landkarte. Die laserinduzierte Kernfusion bietet hier nun die Möglichkeit, den Rückstand wieder aufzuholen.

Deutschland ist in der Laserforschung gut aufgestellt

Denn das Forschungsfeld ist noch vergleichsweise jung und erlebte erst kürzlich einen wichtigen Durchbruch. So konnten Forscher in Kalifornien auf diese Weise eine Kernfusion in Gang setzen, bei der immerhin siebzig Prozent der reingesteckten Energie zurückgewonnen werden konnte. Zuvor lag die Bestmarke bei rund drei Prozent. Außerdem ist Deutschland traditionell in der Lasertechnik sehr gut aufgestellt. Dies gilt sowohl für viele ansässige Firmen als auch für die Forschungslandschaft. Die Idee, beide Welten miteinander zu verknüpfen, erscheint daher nicht ganz abwegig. Gemeinsam sollen Marvel Fusion und die LMU-Forscher nun die Fusion von Wasserstoff und Bor ermöglichen. Hierzu würde, anders als bei vergleichbaren Verfahren, kein angereichertes Material benötigt. Außerdem bleibt als Abfallprodukt am Ende nur harmloses Helium übrig. Noch handelt es sich aber auch bei der bayerischen Kooperation um reine Grundlagenforschung. Bis die ersten kommerziellen Fusionsreaktoren gebaut werden, dürften selbst im Idealfall noch viele Jahre vergehen.


Via: Handelsblatt

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