Die traditionelle chinesische Medizin ist nicht etwa ein Relikt aus alten Zeiten: Die mehr als 2.000 Jahre alten Methoden sind nach wie vor aktuell, nicht nur im asiatischen Raum. Australische Forscher an der University of South Australia haben nun ein antikes Diagnoseverfahren weiterentwickelt und nutzten dafür eine künstliche Intelligenz. Die Ergebnisse sind verblüffend.


Ist dieser Mensch gesund – oder krank?

Zungenfarben und Beläge sind medizinische Wegweiser

Wie sieht die Zunge aus? In der traditionellen chinesischen Medizin ist diese Frage von entscheidender Bedeutung, trägt sie doch zu einer zuverlässigen Diagnostik bei. Die menschliche Zunge wechselt je nach Gesundheitszustand ihre Farbe und entwickelt verschiedene Beläge. Im Körper ist nun einmal alles mit allem verbunden, und das lässt sich nutzen. Bei Anämie wird die Zunge in der Regel weißlich, bei einer schweren Corona-Erkrankung tiefrot. Krebs färbt das Organ häufig violett, zugleich bildet sich in Vielzahl der Fälle ein dickschichtiger, schmieriger Belag. Magen-Darm-Patienten tendieren in Richtung einer veilchenblauen Verfärbung, während Diabetikerzungen oft gelblich sind.

Was liegt also näher, als eine KI mit Tausenden Fotos anzulernen, damit sie eine Diagnose vornehmen kann? Die Wissenschaftler taten genau das, sie fütterten ihren Algorithmus mit 5.260 Zungenbildern von kranken Menschen. Die Patienten litten unter Asthma, Diabetes oder Anämie. Sie hatten einen Schlaganfall erlitten, ihre Leber oder Galle streikte, es gab Erkrankungen der Blutgefäße und der Verdauungsorgane. Nach dem Training erkannte die KI per Bildanalyse die verschiedenen Krankheiten mit einer Genauigkeit von 98 Prozent: Ein echter Erfolg!


60 Webcam-Fotos aus Krankenhäusern analysiert

Im Anschluss ließen sich die Forscher Webcam-Aufnahmen von Zungen aus zwei Krankenhäusern zusenden. Die insgesamt 60 Fotos waren aus einer Entfernung von ungefähr 20 Zentimeter geschossen, bei 58 dieser Menschen erkannte die KI korrekt, ob die Person krank ist oder gesund – das sind 96,67 Prozent. Uralte Erkenntnisse mit neuer Technik zu kombinieren, kann also absolut lohnenswert sein. Vielleicht wird es auch in unserem Gesundheitssystem irgendwann kurze Zungen-Scans geben, die dem Arzt genau sagen, wo er eine Erkrankung zu suchen hat.

Quelle: forschung-und-wissen.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.