Immer öfter wird in der Öffentlichkeit über die Methoden der Massentierhaltung debattiert. Zahlreiche Menschen haben das Gefühl gewonnen, dass hier die wirtschaftlichen Interessen zu stark die Oberhand über das Tierwohl gewonnen haben. Ganz fair ist dieser Vorwurf allerdings nicht. Denn die allermeisten Verbraucher greifen auch weiterhin zu möglichst preiswertem Fleisch. Die Bedingungen in einem industriellen Schweinestell sind in jedem Fall gewöhnungsbedürftig. Die Tiere haben extrem wenig Platz und es gibt nur wenige Mitarbeiter, die teilweise hunderte Tiere auf einmal betreuen. In den Vereinigten Staaten gibt es daher Schätzungen, dass rund 35 Prozent der Tiere bereits versterben, bevor sie geschlachtet und verkauft werden können. Wissenschaftler wollen dies nun mithilfe von moderner Technologie ändern: Sie arbeiten an Gesichtserkennungssoftware für Schweine. Die Arbeiten finden allerdings in einem Spannungsfeld statt. Gestresste Tiere sollen automatisiert erkannt werden So müssen die Forscher logischerweise mit Firmen aus der industriellen Schweinefleischproduktion kooperieren. Denn nur so kann die Software mit einer möglichst großen Zahl an Schweinen unter realistischen Bedingungen trainieren. Tatsächlich hat die künstliche Intelligenz bereits gelernt, einzelne Schweine automatisiert zu erkennen. Das Ziel der Forscher geht aber noch darüber hinaus: Sie wollen die Gesichter der Tiere auch analysieren und daraus Rückschlüsse über das aktuelle Wohlbefinden ziehen. Dazu trainieren sie die Software mit einem großen Katalog an Bildern, auf denen vermeintlich entspannte und vermeintliche gestresste Schweine zu sehen sind. Dieser Ansatz bringt natürlich eine gewisse Einschränkung mit sich. Denn die Schweine können logischerweise nicht bestätigen, ob sie gerade gestresst oder entspannt sind. Durch die große Zahl an Bildern entsteht allerdings kein großer Schaden, wenn einzelne Fotos falsch zugeordnet wurden. Tierschützer befürchten eher negative Auswirkungen Später einmal sollen automatisierte Kamerasysteme die Schweine dann regelmäßig in den Blick nehmen. Ist ein Tier übermäßig gestresst, wird ein menschlicher Mitarbeiter alarmiert. Dieser kann sich so auf die Suche nach der Ursache machen. Im besten Fall können auf diese Weise Probleme gelöst werden, bevor schwerwiegendere Schäden entstehen. Tierschützer sind von diesen Aussichten allerdings nicht zwingend begeistert. Sie befürchten, dass die neue Technologie nur dafür sorgt, dass noch mehr Schweine in den bestehenden Strukturen gehalten werden. Die Konzerne könnten so vorgeben, etwas für das Tierwohl zu tun, ohne dass sich die Situation tatsächlich verbessert. Die an den Forschungen beteiligten Wissenschaftler wollen daher sogar noch einen Schritt weiter gehen: Sie arbeiten bereits an einer Software, die über die Gesichtserkennung misst, wie glücklich die Tiere sind. Im Idealfall gäbe es dann klare Abstufungen zwischen Tieren in der Massenhaltung und Schweinen, die etwa auf einem Biohof aufwachsen. Via: Vox Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter