Schon seit rund drei Jahrzehnten versucht die Weltgesundheitsorganisation WHO die Kinderlähmung auszurotten. Ursprünglich sollte das Ziel bereits im Jahr 2000 erreicht werden. Doch Krisen, Kriege und Impfskpepsis haben zu erheblichen Verzögerungen geführt. Nun konnten Wissenschaftler zumindest einen Teilerfolg verkünden. Demnach wurden zwei von drei der für die Krankheit verantwortlichen Virenstämme erfolgreich ausgerottet. Beim Typ 2 wurde dieser Erfolg bereits im Jahr 2015 erreicht. Nun wurde bekannt, dass auch der Typ 3 in der freien Natur nicht mehr vorkommt. Der letzte bekannte Fall war im Jahr 2012 in Nigeria registriert worden. Anschließende Untersuchungen haben ergeben, dass auch hier die Ausrottung gelungen ist. Die beiden Virenstämme finden sich nun nur noch in sicheren Labors.


Polio Impfung
Verabreichung der Schutzimpfung gegen Polio; Das Bundesarchiev CC BY-SA 3.0 (VIA WIKIMEDIA COMMONS)

In Deutschland wird seit den 1960er Jahren geimpft

Viren vom Typ 1 hingegen zirkulieren noch immer in Afghanistan und Pakistan. Die schlechte Sicherheitslage dort erschwert die Durchführung von Impfkampagnen massiv. Alleine in diesem Jahr kam es in den beiden Ländern daher noch zu 88 Infektionen. Zusätzlich gibt es weltweit noch Ansteckungen durch sogenannte Impfviren. Dabei handelt es sich um Erreger, die aus Lebendimpfstoffen stammen und unter Umständen nicht geimpfte Personen infizieren können. Weltweit geschah dies in diesem Jahr 95 Mal. Zum Vergleich: Alleine in Westdeutschland gab es im Jahr 1961 noch 5673 Fälle von Kinderlähmung. Nach Einführung der Impfung sank diese Zahl schon im Jahr darauf auf nur noch 296 Erkrankungen. Inzwischen wird in Deutschland ein inaktiver Impfstoff verwendet, der eine Ansteckung über Impfviren verhindert. Heute gilt die Krankheit in Europa als besiegt.

Die Impfquote in Deutschland ist zu niedrig

Weil sie aber andernorts noch existiert, ist nicht ausgeschlossen, dass die Kinderlähmung auch hierzulande wieder eingeschleppt wird – etwa durch Reisende. In diesem Zusammenhang ist bedenklich, dass die Impfrate in Deutschland zuletzt deutlich zu niedrig lag. Den Angaben des Robert-Koch-Instituts zufolge lag die Impfquote zum Schulstart im Jahr 2017 bei nur noch 92,9 Prozent. Von der WHO wird hingegen ein Wert von mindestens 95 Prozent empfohlen. Wissenschaftler führen dies darauf zurück, dass der heutigen Elterngeneration die Schrecken der Krankheit nicht mehr bewusst sind, weil sie die Folgen nie direkt gesehen haben. Eine hohe Impfquote sorgt dafür, dass mögliche Ausbrüche lokal begrenzt bleiben. Je weniger Kinder hingegen geimpft sind, desto schneller können sich die Viren in einem solchen Fall ausbreiten.


Falls ihr euch für die Produktion von Impfstoffen interessiert: Wir waren vor einiger Zeit zu Besuch in Europas größter Impffabrik.

Via: BBC

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