Wer sich mit dem Thema Wasserstoff beschäftigt, muss erst einmal eine ganz neue Farbenlehre erlernen. Denn je nach Art der Herstellung, kommen unterschiedliche farbliche Bezeichnungen ins Spiel. So kann Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten werden. Dafür wird allerdings viel Energie benötigt. Stammt diese aus nachhaltigen Quellen, wird von grünem Wasserstoff gesprochen. Kommt beispielsweise aber Atomstrom zum Einsatz, handelt es sich um gelben Wasserstoff. Es ist aber auch möglich, Erdgas bei hohen Temperaturen in Wasserstoff und CO2 aufzuspalten. Heraus kommt dann zunächst grauer Wasserstoff. Dieser gilt als besonders klimaschädlich, weil das CO2 einfach in die Atmosphäre entweicht. Deshalb gibt es inzwischen verschiedene Ansätze, bei denen das Klimagas eingefangen und dauerhaft gespeichert werden soll. In einem solchen Fall spricht man von blauem Wasserstoff. Unter anderem Japan will diesen nun in großem Stil nutzen, um den Aufbau einer Wasserstoff-Wirtschaft voranzutreiben.


Bild: Dicklyon [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)]

Das Verfeuern von Diesel zum Heizen ist klimafreundlicher

Eine Studie von Experten der Universitäten Stanford und Cornell hat sich nun mit der Frage beschäftigt, wie klimafreundlich der blaue Wasserstoff tatsächlich ist. Zunächst befasst sie sich dabei mit der Frage, ob blauer Wasserstoff geeignet sei, um damit nachhaltig zu heizen. Die Antwort: Absolut nicht. Tatsächlich liegt die Belastung für das Klima sogar um rund zwanzig Prozent höher als wenn man direkt mit Kohle oder Erdgas heizt. Gegenüber einer hypothetischen Dieselheizung liegen die Klimaschäden sogar um sechzig Prozent höher. Dabei gingen die Forscher sogar davon aus, dass es tatsächlich möglich ist, große Mengen an CO2 dauerhaft zu speichern. Bisher gibt es auf diesem Gebiet allerdings bestenfalls erste Ansätze – und diese sind auch noch extrem teuer. Folgt man nun allerdings den Ergebnissen der Studie, ist die CO2-Speicherung zur Gewinnung von blauem Wasserstoff ohnehin keine besonders gute Idee. Ähnlich gilt auch für die Verwendung des blauen Wasserstoffs bei Autos.

Die Transformation wird durch das Henne-Ei-Problem gehemmt

Zwar gibt es hier noch keine exakten Zahlen. Allerdings kann man den deutschen Autobauern zwar viele Sachen vorwerfen. Nicht aber, dass sie in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten nicht große Fortschritte bei der Entwicklung effizienter Dieselmotoren gemacht hätten. Es ist also davon auszugehen, dass Dieselmotoren bei Autos noch einmal deutlich besser abschneiden als die eben erwähnten Dieselheizungen. Aus klimatechnischer Sicht wäre es also ein Rückschritt, wenn Fahrer von Dieselautos auf Wasserstofffahrzeuge umsteigen – und diese dann mit blauem Wasserstoff betanken. Die japanische Regierung hat hier allerdings einen etwas anderen Blickwinkel. Sie ist vor allem über das Henne-Ei-Problem besorgt. Demnach werden Firmen erst in die Umrüstung auf Wasserstoff investieren, wenn sie sicher sind, dass zukünftig auch genug davon verfügbar sein wird. Umgekehrt wird die Produktion erst dann zulegen, wenn es auch ausreichend Abnehmer gibt. Aktuell ist die Situation auf dem Wasserstoff-Markt daher grau: 95 Prozent des Gases werden gewonnen, indem fossile Energieträger aufgespalten werden – und ohne dass CO2 eingefangen und gespeichert wird.


Via: Wiwo

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