Chloroform ist uns vor allem als ehemaliges Betäubungsgas bekannt. Aber das chemisch als Trichlormethan bezeichnete Gas birgt heute eine akute Gefahr: Es könnte zum neuen Ozonkiller werden. Seit einigen Jahren wird Chloroform in Asien in steigender Menge freigesetzt. Das Gas ist zwar nicht so langlebig als andere FCKW, weshalb es auch nicht verboten ist, kann aber durchaus die Ozonschicht beschädigen. Foto: Earth, Kevin Gill, Flickr, CC BY-SA 2.0 Folgt Trendsderzukunft auf Youtube und Instagram Chloroform: Erlaubter Ozonkiller? Langlebige Fluorchlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW) sind bereits seit 1987 verboten. Damals wurde das Montreal-Protokoll unterschrieben, in dem sich die Weltgemeinschaft dem Schutz der Ozonschicht verpflichtete. Seitdem hat sich die Schutzschicht gegen UV-Strahlungen, die unseren Planeten umgibt, langsam wieder erholt, was man unter anderem daran sieht, dass das Ozonloch über der Antarktis immer kleiner wird. Anders sieht es aber in den mittleren Breiten aus. Hier dünnt die Ozonschicht in der Atmosphäre weiter aus. Das liegt unter anderem daran, dass Forscher trotz des Verbots immer wieder Freisetzungen langlebiger FCKW und anderer klimaschädigender Stoffe beobachten können. Diese Emissionen stammen größtenteils aus Ostasien. Ein Team rund um Xuekun Fang vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat nun eine weiter Bedrohung für die Ozonschicht aufgedeckt – und zwar Chloroform oder chemisch Trichlormethan (CHCl3). Früher fungierte das Gas als Betäubungsmittel, aber heute wird es vorwiegend als Lösungsmittel und als chemische Vorstufe anderer halogenierten Kohlenwasserstoffe genutzt. Chloroform wird in der Atmosphäre sehr schnell abgebaut, und zwar innerhalb weniger Monate. Aus diesem Grund wurde die Verbindung nicht in das Montreal-Protokoll aufgenommen. Doch aktuelle Forschungen zeigen, dass das Gas durch Stürme schneller in die Stratosphäre gelangen kann als gedacht, weshalb es durchaus eine ozonschädigende Wirkung hat. Chloroform bedroht die Ozonschicht In ihrer aktuellen Untersuchung konnten die Forscher feststellen, dass die Gefahr durch Chloroform durchaus ernst zu nehmen ist. Die Auswertungen diverser Messstationen zeigten, dass die weltweiten Emissionen von Chloroform sprunghaft zugenommen haben. Waren es 2010 noch 270.0000 Tonnen, stiegen die Emissionen bis 2015 auf 324.0000 Tonnen. Die Daten zeigen, dass vor allem an zwei Messstationen in Ostasien dramatische Zunahmen der Emissionen verzeichneten. Um die zwei Messstationen herum sammeln sich große Chloroform-Fabriken im chinesischen Raum. „Quellen in Ostchina können fast den gesamten globalen Anstieg des Trichlormethans erklären„, erklärt Fang. Die Region ist zudem sehr sturmaktiv, weshalb das Chloroform schnell hoch in die Ozonschicht transportiert wird. Das Ergebnis ist, dass sich die Erholung der Ozonschicht möglicherweise drastisch verzögert. Sollten die Werte weiter steigen, könnte die Regeneration vier bis acht Jahre verzögert werden. Die Forscher fordern daher, auch kurzlebige FCKWs wie Chloroform zu verbieten. Aber wie sich in der Vergangenheit gezeigt hat, führen auch Verbote nicht immer zum erwünschten Erfolg. via MIT Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter