Der Klimawandel wird die Ökosysteme auf dem Planeten nachhaltig verändern. Dies geschieht zum großen Teil bereits, und für manch ein Ökosystem könnte auch ein sehr rigoros betriebener Klimaschutz bereits zu spät kommen. Der Regenwald im Amazonas gehört zu diesen besonders gefährdeten Ökosystemen. Einer aktuellen Studie zufolge könnte der Amazonas-Regenwald bereits bedrohlich nahe an seinem Kipppunkt sein – dem Punkt, an dem der Übergang vom Regenwald zur Savanne nicht mehr abgewendet werden kann. Der Regenwald ist gefährdet Der Regenwald im Amazonas-Gebiet gilt als die „grüne Lunge“ der Erde. Er sorgt außerdem für Niederschläge in Südamerika und ist ein Sammelbecken für diverse Tier- und Pflanzenarten. Des Weiteren fungiert er als CO2-Senke und spielt als solche eine wichtige Rolle im globalen Klimasystem. Allerdings gibt es die Befürchtung, dass der Regenwald sich seinem Kipppunkt nähert, schon seit längerem. Durch den Klimawandel häufiger auftretende Ereignisse wie Trockenperioden und Brände sowie durch den Menschen durchgeführte Rodungen setzen dem Waldsystem Regenwald zu. Der Wald wird nicht nur trockener, sondern seine Pufferwirkung wird schwächer und die Baumzusammensetzung verändert sich. Allerdings lässt sich nur schwer feststellen, wie dicht der Regenwald im Amazonas-Gebiet an seinem Umkipppunkt ist. Bereits eine Entwaldung von 20 bis 25 Prozent könnte Teile des Regenwaldes permanent zu einer Savanne werden lassen, so Schätzungen. „Der Amazonas-Regenwald ist ein hochkomplexes System, so dass es sehr schwer vorherzusagen ist, wann der Kipppunkt erreicht werden könnte„, so Chris Boulton von der University of Exeter. Wie dicht ist der Regenwald am Kipppunkt? Boulton und seine KollegInnen wollten in der Frage nach dem Kipppunkt des Regenwaldes mehr Klarheit schaffen und haben gezielt nach Anzeichen für das Umkippen des Waldsystems gesucht. Genauer gesagt forschten die WissenschaftlerInnen nach einer Schwächung der sogenannten Resilienz. Der Begriff bezeichnet die Fähigkeit eines Systems, sich nach negativen Einwirkungen wieder zu erholen. „ Der Regenwald kann äußerlich noch weitgehend normal aussehen, aber dennoch an Resilienz verlieren. Wenn dies jedoch sichtbar wird, ist es wahrscheinlich schon zu spät, um dies noch zu stoppen„, erläutert Niklas Boers vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung. Das Team hat für die Auswertung bezüglich der Resilienz des Amazonas-Regenwalds griff das Team auf Satellitendaten bezüglich Biomasse, Blattdichte und Vegetationsbedeckung aus den letzten 30 Jahren zurück. Zwar erscheine der Regenwald an den meisten Orten noch intakt, er habe allerdings auf drei Viertel seiner Fläche messbar an Widerstandskraft verloren, berichten die ForscherInnen. Insbesondere ab dem Jahr 2000 ist eine deutliche Abschwächung der Resilienz zu beobachten. Der Regenwald benötige immer länger, um sich nach widrigen Ereignissen wieder zu erholen. Insgesamt könne dieser Trend auf 77,8 Prozent der Regenwaldfläche im Amazonasgebiet beobachtet werden. Besonders stark sind Teile des Regenwaldes betroffen, die bereits heute in trockeneren Gebieten stehen und daher vermehrt unter Wassermangel leiden. Auch direkte Eingriffe durch den Menschen wie etwa Straßen- und Siedlungsbau verringern die Resilienz des des Regenwaldes. Es besteht akuter Handlungsbedarf Boulton und seine KollegInnen sehen in ihren Ergebnissen einen klaren Beleg dafür, dass sich der Amazonas-Regenwald dicht an seinem Kipppunkt befindet. „Viele Wissenschaftler haben schon vorhergesagt, dass der Amazonas-Regenwald einen Kipppunkt erreichen könnte. Aber unsere Studie liefert nun den entscheidenden empirischen Beweis, dass wir uns dieser Schwelle tatsächlich nähern„, so Boers. Bereits in naher Zukunft könnte die Schwelle erreicht sein, aber der die Umwandlung des Regenwaldes zur Savanne nicht mehr aufzuhalten ist. Ein Gegensteuern sei zwar noch möglich, müsse aber in deutlicher Form und recht akut erfolgen. „Unsere neuartige Analyse der empirischen Daten liefert weitere Belege dafür, dass die Sorge um die Widerstandskraft des Regenwalds berechtigt ist. ie bestätigt, dass es dringend nötig ist, die globalen Treibhausgas-Emissionen, aber auch die Rodungen zu begrenzen, um den Amazonas-Regenwald zu erhalten„, so Koautor Timothy Lenton von der University of Exeter. Das Problem: Die Staaten, in denen der Amazonas-Regenwald liegt, allen voran Brasilien, nehmen nur wenig Rücksicht auf dessen Wohlergehen. via University of Exeter Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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