Der Klimawandel bedroht die großen Eisflächen rund um die Polregionen der Erde. Teile der Eisschmelze in der Westantarktis sind neuen Simulationen zufolge bereits jetzt nicht mehr zu stoppen. Bis 2045 werden viele der Gletscher und ein großer Teil des Schelfeises in der Amundsensee geschmolzen sein. Selbst mit drastischen Klimaschutzmaßnahmen wäre das nicht mehr zu verhindern. Die Eisschmelze wird Folgen für den Meeresspiegel haben. Symbolbild Gletscherzungen werden ausgehöhlt Die Westantarktis ist bereits heute der am stärksten vom Klimawandel betroffene Teil der Antarktis. Das Schelfeis der Amundsensee sowie die dort einmündenden Gletscher sind besonders gefährdet und verlieren schnell an Eis, was vor allem auch am warmen Tiefenwasser liegt, das bis weit unter die Gletscherzungen gelangen kann. Die Eisunterseite wird dadurch ausgehöhlt, was den Gletschern den Halt nimmt. Glaziologen gehen bereits seit einer Weile davon aus, dass die Möglichkeit besteht, dass die Eisschmelze in der Westantarktis bereits jetzt zum Teil nicht mehr aufgehalten werden kann. Und allein die Schelfeise in der Amundsensee sowie die Gletscher in dem Bereich könnten den Meeresspiegel durch ihr Abtauen um ein bis zwei Meter steigen lassen. Sollte das gesamte westantarktische Eisschild destabilisiert werden, könnte der Anstieg sogar bis zu 5 Meter betragen. Eisschmelze ist nicht mehr umkehrbar Forscher:innen rund um Kaitlin Naughten vom Britisch Antarctic Survey haben die Veränderungen in der Amundsensee untersucht, um zu ermitteln, wie akut die Gefahr für den Eisbestand ist. Dabei verwendeten sie Beobachtungsdaten sowie ein hochauflösendes Ozeanmodell. Die Wissenschaftlerinnen simulierten die Entwicklung der Wassertemperaturen sowie der Schelfeise und die Abtauraten für die letzten rund hundert Jahre sowie für insgesamt vier Szenarien für die Zukunft: die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 oder zwei Grad, ein mittelmäßig erfolgreicher Klimaschutz nach dem IPCC-Szenario RCP 4,5 sowie eine ungebremste Erderwärmung. Die Forscher:innen kamen zu dem Ergebnis, dass es bis 2045 für das Eis in der untersuchten Region bereits keinen Unterschied mehr macht, welches Klimaszenario eintritt. „Selbst unter dem ehrgeizigsten Klimaschutz-Szenario, dem 1,5-Grad-Zeil von Paris, erwärmt sich die Amundsensee dreimal schneller als im 20. Jahrhundert„, so das Team. Erst ab 2045 war für den ungebremsten Klimawandel ein Unterschied zu den restlichen Szenarien zu beobachten. „Es sieht so aus, als hätten wir die Kontrolle über das Abschmelzen des westantarktischen Eisschilds schon verloren. Wenn wir den heutigen Zustand erhalten wollten, hätten wir schon vor Jahrzehnten mit dem Klimaschutz anfangen müssen„, erläutert Naughten. Die Wassererwärmung und das beschleunigte Abtauen in der Amundsensee betreffen auch die Scheilfeisgebiete, die als Barrieren für die Gletscher der Westantarktis fungieren. In Folge der Destabilisierung dieser Schelfeisgebiete könnten die großen Gletscher der Westantarktis schneller ins Meer abrutschen. Die Begrenzung des Klimawandels bleibt wichtig Die Hauptursache der beschleunigten Eisschmelze in der Amundsensee ist den Forscher:innen zufolge eine Verschiebung der Thermokline. Dabei handelt es sich um die Trennschicht zwischen dem warmen Wasser in der Tiefe des Meeres und dem kalten Wasser an der Oberfläche. In diesem Teil der Westantarktis verändern sich die Strömungen im Meer durch den Klimawandel, sodass mehr warmes Tiefenwasser in die Meeresregion einfließt. Die Thermokline wurde dadurch bereits heute deutlich nach oben geschoben, was dazu führt, dass die Unterseiten der Gletscherzungen ausgehölt werden. Da bei den Simulationen mit ungebremsten Klimawandel ab 2045 ein deutlich schnelleres Abschmelzen der Eisbestände zu beobachten war, ist es dennoch noch wichtig, die globale Erwärmung zu begrenzen. Was wir heute tun, wird die Eisschmelze in der Westantarktis für unsere und die folgenden Generationen zwar nicht mehr beeinflussen, könnte aber dennoch schlimmere Folgen für die zweite Hälfte des Jahrhunderts sowie für das 22. Jahrhundert verhindern. via British Antarctic Survey Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter