Bereits für die 2040er Jahre wird das Erreichen von zwei Grad Erderwärmung prognostiziert. Und zwar selbst dann, wenn wir die Bemühungen rund um den Klimaschutz intensiveren. Ein Forschungsteam der NASA hat sich Gedanken darüber macht, wie die Welt dann aussehen könnte.


Erderwärmung
Foto: Global Warming. The Earth became the newest Waterworld., Andrea Della Adriano, Flickr, https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/legalcode

Das 1,5-Grad-Ziel ist nicht mehr erreichbar

Die Chancen, dass die globale Erwärmung auf 1,5 Grad gegenüber den präindustriellen Werten begrenzt werden kann, existieren inzwischen quasi nur noch in der Theorie. Bereits jetzt sind wir bei etwa 1,14 Grad, und bereits in den nächsten Jahren dürfte auch die 1,5-Grad-Grenze gerissen werden. Die folgen des Klimawandels bemerken wir bereits heute. Wetterextreme wie Dürre oder auch Starkregen nehmen zu. Im Mittelmeerraum etwa sind auch in diesem Jahr vermehrt Hitze, Trockenheit und Brände zu beobachten.

Was genau aber bedeutet es, wenn sich die Erde um zwei Grad gegenüber den präindustriellen Werten erwärmt? Ein Team rund um Taejin Park vom Ames Research Center der NASA ist dieser Frage nachgegangen. „Die bei zwei Grad eintretenden Klimaveränderungen und ihre räumliche Heterogenität zu verstehen, ist wichtig, damit Entscheider entsprechende Anpassungen und Maßnahmenpläne vorbereiten können„, erklären die Forscher:innen.


NASA-Supercomputer hilft bei den Berechnungen

Im Rahmen ihrer Prognosen griffen die Wissenschaftler:innen auf 35 Klimamodelle des Coupled Model Intercomparison Project (CMIP) zurück. Mithilfe eines NASA-Supercomputers konnten sie die räumliche Auflösung der Modelle von etwa 200 mal 200 Kilometern auf 25 mal 25 Kilometer erhöhen. Die zeitliche Auflösung konnte nicht nur monatliche Mittelwerte, sondern auch Tagesschwankungen abbilden, sodass auch Hitzetage oder Starkregenfälle erfasst werden können.

Anschließend nahmen die Forscher:innen sechs Klimaparameter ins Visier: Luftfeuchtigkeit, lang- und kurzwellige Sonneneinstrahlung, Niederschlag, Windgeschwindigkeit sowie die sogenannte Kühlgrenz- oder Feuchtkugel-Temperatur. Diese spiegelt die Wirkung von Luftfeuchtigkeit und Temperatur auf den menschlichen Körper wider.

Eine Welt im Wandel

Die Ergebnisse brachten erstmal eine Erkenntnis, die schon bekannt war: Die Schwelle zu zwei Grad Erwärmung wird voraussichtlich bereits in den 2040er Jahren überschritten werden. Das gilt auch, wenn der Klimawandel durch Maßnahmen gebremst wird. Ungebremst fällt die Zwei-Grad-Marke laut den Analysen im Jahr 2042, gebremst im Jahr 2044. „Die globalen Lufttemperaturen über Land werden zu diesem Zeitpunkt schon um 2,33 beziehungsweise 2,79 Grad angestiegen sein„, so die Forscher:innen. Ausgeglichen wird dies durch die Pufferwirkung der Ozeane. Gäbe es diese nicht, würde die zwei-Grad-Grenze noch früher fallen.

Außerdem zeigte die Prognose, dass sich einige Regionen schneller erwärmen werden als der Rest der Welt – etwa die Polargebiete. „Insbesondere Grönland, Alaska und Nordasien werden den Prognosen zufolge in den 2040er schon eine Steigerung der Jahresmitteltemperaturen über drei Grad erreicht haben„, so das Team.

Bereits in den 2040er Jahren wird die mittlere Fechtkugel-Temperatur um etwa zwei Grad gestiegen sein. Konkret bedeutet das, dass die für den menschlichen Körper noch erträgliche Grenze der Kombination von Luftfeuchtigkeit und Temperatur häufiger überschritten wird. „Dies gilt besonders stark für das westliche Nordamerika mit 27 zusätzlichen Hitzestresstagen, Ostafrika mit 32 Tagen mehr und die Sahelzone mit 44 zusätzlichen Hitzestresstagen„, schreiben die Forscher:innen weiter. In Ländern wie Australien und Südamerika könnte sich der Hitzestress hingegen sogar etwas verringern.

Aber auch wir in Mitteleuropa werden den Wandel merken. Die Sommer werden schwüler werden, während die kurz- und langwellige Sonneneinstrahlung wie in den meisten Regionen der Welt steigen wird.

Auch der Regen nimmt zu

Gleichzeitig werden sich in den meisten Gebieten die Niederschläge verstärken. Im globalen Durchschnitt werden es je nach Szenario 13 bis 20 Millimeter Regen mehr pro Jahr, allerdings wird es große regionale Unterschiede geben. In West- und Ostafrika werden bis zu 82 Millimeter mehr Regen pro Jahr fallen. In Südasien werden es 64 Millimeter pro Jahr sein. Ein nicht unwesentlicher Anteil dieser Regenfälle könnte in Form von Starkregen fallen.

In Regionen, die bereits heute eher trocken sind, wie etwa Australien, dem Mittelmeerraum oder auch dem Südwesten Nordamerikas, wird dagegen weniger Regen als heute fallen. Dies wird auch mit größerem Feuerrisiko einhergehen. Besonders drastisch werden die Rückgänge des Niederschlags im Amazonasbecken ausfallen. In den 2040er Jahren werden sich die Niederschläge dort um 98 Millimeter pro Jahr verringern. „ Das Amazonasgebiet wird schwerere Dürren, ein höheres Feuerrisiko und gefährlichen Hitzestress erleben, wenn sich die Erde weiter erwärmt„, so das Team. Bereits jetzt zeigt das Regenwaldgebiet des Amazonas Anzeichen davon, dass das Klima sich einem Kipppunkt nähert.

Regional unterschiedliche Auswirkungen

Es ist offensichtlich, dass sich das Ausmaß und die Richtung der Klimaveränderungen je nach Region unterscheidet, dadurch sind auch die Auswirkungen sehr unterschiedlich„, fassen die Forscher:innen die Ergebnisse zusammen. Die Studie soll im Übrigen nicht dazu verleiten, die Notwendigkeit des Klimaschutzes außer Acht zu lassen. Viel mehr zeichnet sie ein Bild davon, was uns bevorsteht. Handeln wir nicht, wird es in Zukunft nur noch schlimmer werden.

via NASA

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