Auf der Klimakonferenz in Paris hat ein Großteil der Länder der Welt sich 2015 darauf geeinigt, die globale Erwärmung nach Möglichkeit auf einen Wert von maximal 1,5 Grad im Vergleich zum präindustriellen Durchschnitt zu begrenzen. Doch inzwischen mehren sich Hinweise darauf, dass wir diesen Maximalwert aktuell bereits gerissen haben. Foto: Global Warming. The Earth became the newest Waterworld., Andrea Della Adriano, Flickr, CC BY-SA 2.0 Was genau war der präindustrielle Temperaturdurchschnitt? Das Problem beim 1,5-Grad-Ziel ist weniger, die aktuelle Durchschnittstemperatur festzustellen, sondern festzulegen, was genau der präindustrielle Durchschnitt war. Auch nach der Erfindung des Thermometers fand die Feststellung der Lufttemperatur über Jahrhunderte hinweg nur in Städten und sehr begrenzten Teilen des Planeten statt. Das systematische Erfassen der Wassertemperatur begann sogar erst Mitte des 19. Jahrhunderts und war auf die üblichen Schifffahrtsrouten beschränkt. Die Frage, welche Bedingungen vor Beginn der industriellen Revolution herrschten, ist daher schwer zu beantworten. Proben von Seeschwämmen in der östlichen Karibik legen nun nahe, dass die Temperaturen von der industriellen Revolution niedriger lagen als bisher angenommen. Sollten diese Annahmen zutreffen, läge der Vergleichswert, an dem wir unsere Klimaziele orientieren, etwa ein halbes Grad niedriger als wir bisher dachten. Was unterscheidet die Daten von anderen Daten? Allerdings gibt es auch berechtigte Zweifel an dieser Annahme. „A single new paleo record off the coast of Puerto Rico is a valuable addition to the large evidence of warming. But it is just that, one study among hundreds. The IPCC’s findings still stand strong„, so Prof. Malte Meinshausen von der Universität Melbourne, der nicht an der Studie beteiligt war. In einer Pressekonferenz erklärten zwei Autoren der neuen Studie, warum ihre Erkenntnisse als der neue Standard gelten sollte. Die meisten Daten über die Temperaturen vor der industriellen Revolution wurden an Land gesammelt und etwa aus der Form von Baumringen oder Stalaktiten abgeleitet. Sie sind deshalb starker lokaler Variabilität unterworfen, weshalb viele Datenpunkte nötig sind, um halbwegs sichere Erkenntnisse zu ermöglichen. Und auch Korallen, die häufigste Datenquelle für präindustrielle Temperaturen aus dem Meer, weisen starke Unterschiede aus. Die Daten der neuen Studie stammen aus Seeschwämmen, die im sogenannten „Ocean Mixed Layer“ auffindbar sind und relativ langsam wachsen. Einige der Proben sind etwa 300 Jahre alt. Die Temperatur des Wassers hinterlässt Spuren in den Schwämmen. „ The dominant source of variability in Caribbean sea temperatures is atmospheric forcing. There’s very little influence from other variable sources such as ocean currents. We’re also looking at the mixed layer, which has much less variability„, so Hauptautor Prof. Malcom McCulloch von der University of Western Australia. Weitere Datenquellen sind nötig Um ihre Ergebnisse zu überprüfen, haben die Forscher:innen die aus den Proben abgeleiteten Temperaturen ab 1960 mit den realen Temperaturen verglichen. Dabei stellten sie fest, dass die Übereinstimmung recht hoch war. Das Team schließt daraus, dass ihre Erkenntnisse zutreffende Aussagen über die Temperaturen aus früheren Zeiten erlauben. „Thus, the opportunity to limit global warming to no more than 1.5°C by emission reductions alone has now passed and at current emission rates, the 2°C threshold for global marine surface temperatures will be reached by the late 2020s„, schreiben die Forscher:innen. Es bleibt allerdings festzuhalten, dass es unwahrscheinlich ist, dass die internationale Klimaforschung Erkenntnisse aus einer auf eine Örtlichkeit begrenzte Quelle als den neuen Standard anerkennen werden. Ein logischer nächster Schritt wäre daher, Seeschwämme aus ähnlichen Tiefen an anderen Orten zu. untersuchen. via University of Western Australia Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter