Die Entwicklung neuer Medikamente ist ein zeitaufwändiger Prozess. Normalerweise dauert es rund fünf Jahre vom Beginn eines Projekts bis zur ersten klinischen Testphase mit menschlichen Probanden. Das britische Startup Exscientia konnte diesen Zeitraum nun aber gemeinsam mit der japanischen Firma Sumitomo Dainippon Pharma auf nur noch ein knappes Jahr reduzieren. Ihr Trick: Sie setzten eine künstliche Intelligenz ein, um verschiedene Wirkstoffe und denkbare Kombinationen zu testen. Durch einen Abgleich mit verschiedenen anderen Daten und Parametern konnten so relativ schnell die vielversprechendsten Ansätze herausgearbeitet werden. Dadurch verlief die Lernkurve im Labor deutlich schneller und es kann schon jetzt mit den ersten Studien an menschlichen Probanden begonnen werden. Den Mitarbeitern im Labor wurde ein Teil ihrer Arbeit abgenommen. Weitere KI-Medikamente befinden sich bereits in der Entwicklung Tatsächlich handelt es sich sogar um eine Premiere. Denn bisher ist kein anderes von einer künstlichen Intelligenz entworfenes Medikament im strengen Zulassungsprozess so weit fortgeschritten. Konkret handelt es sich um einen neuartigen Wirkstoff gegen Zwangsstörungen. Geht es nach den Vorstellungen der beteiligten Firmen, wird dies aber nur der Anfang sein: Sie arbeiten aktuell auf ähnliche Art und Weise schon an neuen Medikamenten gegen Krebs und Herz-Kreislauf-Krankheiten. Hier sollen die klinischen Studien Ende dieses Jahres starten. Genauere Informationen gibt es aber noch nicht. Exscientia-Chef Professor Andrew Hopkins spricht dennoch bereits von einem „wichtigen Meilenstein bei der Entwicklung von Medikamenten“ und prognostiziert: „Schon Ende des Jahrzehnts könnten möglicherweise alle neuen Medikamente mit der Hilfe von KI kreiert werden.“ In der Diagnostik wird KI ebenfalls schon genutzt Dass künstliche Intelligenz auch im Forschungsbereich von Pharmafirmen eingesetzt wird, ist eine relativ neue Entwicklung. Allerdings betonen Experten auch schon seit längerem: Die Gesundheitsbranche steht durch den Einsatz von KI in vielen Bereichen vor großen Umbrüchen. Am weitesten fortgeschritten ist dabei der Einsatz in der Diagnostik. So können Algorithmen beispielsweise genutzt werden, um bestimmte Untersuchungsergebnisse nach Auffälligkeiten zu durchsuchen und im Zweifelsfall einen menschlichen Arzt zu informieren. Bei der Mammographie zur Brustkrebs-Vorsorge konnte ein spezialisierter Algorithmus bereits bessere Ergebnisse erzielen als ausgebildete Fachärzte. Allerdings gab es auch Fälle, die das System fälschlicherweise für unbedenklich hielt. Letztlich dürften sich in allen Bereichen also die besten Ergebnisse erzielen lassen, wenn menschliche Fachkräfte und künstliche Intelligenz sich sinnvoll ergänzen. Via: BBC Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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