Ob nach dem Ausstieg aus der Braunkohle, also spätestens 2038, noch Touristen auf der Spree in Berlin am Kanzleramt vorbeifahren können ist fraglich. Auch die Fahrten auf dem kleinen Fluss im Spreewald sind gefährdet, ebenso der Spreewald selbst. Der Schwarzen Elster, die bei Elster in die Elbe mündet, wird nur noch in der Regenzeit Wasser führen. Ursache des Schlamassels ist das Ende der Grundwasserförderung, die die Braunkohle-Tagebaue bis zum Ende der Förderung vor dem Absaufen schützen.


Der Ochsenteich (bei Lieske) ist Teil einer Teichgruppe in Nähe der Spree und wird zur Fischzucht genutzt als Perspektive für den zukünftigen naturnahen Zustand der Tagebaurestlöcher. Foto: IWB Dr. Uhlmann

Natürliche Niederschläge haben viele Abnehmer

Erschwerend kommt hinzu, dass sich das Grundwasser wieder auffüllt, dessen Pegel seit 150 Jahren künstlich abgesenkt wurde. Oberflächenwasser steht den beiden Flüssen dann nicht mehr zur Verfügung. Dazu kommt, dass sich die Restlöcher des Bergbaus mit Wasser füllen. Experten fürchten, dass auch die Versorgung Berlins mit Trinkwasser problematisch werden könnte.

Ein neugegründetes Konsortium untersucht nun den sensiblen Wasserhaushalt in der Region und erarbeitet in den kommenden zwei Jahren Szenarien für die künftige Grundwassernutzung. Es besteht aus sechs Mitgliedern aus Wissenschaft und Wirtschaft, darunter Professor Traugott Scheytt vom Lehrstuhl für Hydrogeologie und Hydrochemie der Technischen Universität Bergakademie Freiberg in Sachsen und das Institut für Wasser und Boden (IWB) in Dresden.


Die Chemie der Flüsse ändert sich

Es geht nicht nur um fehlende Wassermengen, sondern auch um Veränderungen in der Chemie. „Nach Einstellung der Grubenwassereinleitungen wird die Sulfatbelastung der Spree und der Schwarzen Elster deutlich zurückgehen“, sagt Scheytt. „Es ist aber zu erwarten, dass mit dem Grundwasserwiederanstieg die Eisen- und Säurebelastung der Fließgewässer durch Stoffeinträge aus dem Grundwasser zeitweilig zunimmt, bevor sich die hohen Eisen- und Säurekonzentrationen wieder den vorbergbaulichen Verhältnissen annähern.“ Wie lange diese Prozesse dauern ist offen. „Daten und Prognosen zum Abfluss, zur Verdunstung, zu den Grundwasserreserven sowie zur Entwicklung der Wasserbeschaffenheit werden darum dringend benötigt“, so der Experte für Hydrogeologie. Genau die soll das Konsortium beschaffen, um das Schlimmste zu verhindern und Touristen weiterhin auf den typischen flachen Kähnen durch den Spreewald fahren können.

 

via TU Freiberg

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