Bei rund 15 Prozent aller primären Hirntumore handelt es sich um sogenannte Glioblastoma, eine äußerst aggressive Tumorart. Die Überlebensdauer nach der Diagnose misst sich oft in Monaten, nicht in Jahren. Eine neue Studie zeigte nun, dass bei Patienten, die ein spezifisches Antidepressivum in Kombination mit einem Blutverdünner einnehmen, die Entwicklung von Tumoren dieser Art stark verlangsamt werden. Foto: MRT Scans, Gerwin Sturm, Flickr, CC BY-SA 2.0 Mit Antidepressiva und einem Blutverdünnter gegen Krebs Das Besondere an dieser Art der Behandlung ist, dass bei ihr Medikamente zum Einsatz kommen, die bereits seit längerem klinisch zugelassen sind. “We were interested in exploring clinically approved drugs. So if we found anything interesting we can potentially incentivize clinical evaluation, and in a reasonable period of time. Because the time line from new drug to clinical approval can take a decade or more”, so Douglas Hanahan, der die in der Zeitschrift “Cancer Cells” veröffentlichten Studie leitete. Das Team hatte sich entschieden, sich bei seiner Forschung auf die sogenannte Autophagie zu konzentrieren, also die Fähigkeit von Zellen, Teile von sich selbst zu “recyceln”, um damit extreme Situationen wie Nährstoffmangel zu überstehen. In bestimmten Situationen und langsamen Raten sind derartige autophagische Effekte positiv für die Zelle. Die Forscher fanden heraus, dass trizyklische Antidepressiva die Autophagie bei Glioblastoma-Tumoren anregen. Bei Versuchen mit Mäusen war dieser Effekt jedoch stark eingeschränkt. Tumorwachstum verlangsamt Trotz der eingeschränkten Wirkung waren die Ergebnisse für die Forscher interessant. Sie untersuchten daraufhin andere klinische Medikamente auf Wechselwirkungen mit dem “Autophagie-System” der Zellen und stießen auf einen Blutverdünner. Einzeln betrachtet bewirken sowohl trizyklische Antidepressiva als auch der Blutverdünnter eine moderat gesteigerte Autophagie, aber in Kombination führen die beiden Medikamente dazu, dass die Tumorzellen sich bis hin zum Zeltuntergang sozusagen selber aufessen. „Both drugs were acting on an intracellular pathway that regulates the autophagy. They affect a signalling molecule called cyclic ANP, and both of these drugs were working together to increase the production of cyclic ANP, which in turn increased the rate of autophagy. The data suggests that this rate of autophagy went over a threshold of viability“, erklärt Hanahan. Leider ist die Therapie nicht in der Lage, die Tumorzellen in ihrer Gesamtsumme untergehen zu lassen, den Tumor also komplett zu zerstören. Das liegt daran, dass die Tumorzellen einer großen Varianz unterworfen sind und damit nicht alle von den autophagischen Prozessen betroffen sind. Allerdings gelang es den Forschern, mit beiden Medikamenten in einer Kombinationsbehandlung die Weiterentwicklung und das Wachstum der Tumore zu verlangsamen. Die Überlebensdauer der Mäuse konnte so verlängert werden. Die Hoffnung der Wissenschaftler ist, dass ihre Forschung zu Studien mit menschlichen Probanden führen wird. Beide verwendete Medikamente sind relativ günstig, ihre Verträglichkeit ist klinisch bewiesen und sie sind zugelassen. Sollte ihre Wirksamkeit für die Therapie von Glioblastoma beim Menschen nachgewiesen werden können, dann ist der Weg zu einer entsprechenden Behandlung nicht mehr weit. Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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