Viele Menschen sind auf Hörgeräte angewiesen. Die Gründe hierfür können vielfältig sein: Hörstürze, angeborene Fehlbildungen oder schlicht das Alter können zum Nachlassen des Hörvermögens führen. Abhilfe schafft dann ein Hörgerät. Allerdings sind auch moderne Geräte oft optisch auffällig und zudem anfällig für akustische Verzerrungen und Störeinflüsse. Das Mannheimer Start-up Vibrosonic, eine Ausgründung des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), hat ein Hörgerät entwickelt, dessen Lautsprecher ähnlich wie eine Kontaktlinse auf dem Auge direkt auf dem Trommelfell sitzt. Bild: Vibrosonic GmbH Lautsprecher direkt auf dem Trommelfell Bei dem Miniatur-Hörgerät handelt es sich um einen spezielle Piezo-Lautsprecher, der direkt auf dem Trommelfell aufliegt und so kaum Verzerrungen erzeugt. „Da unsere Hörkontaktlinse direkt auf dem Trommelfell getragen wird – wie eine Kontaktlinse auf dem Auge – können sehr tiefe und besonders hohe Töne sehr gut verstärkt werden. Die tiefen Töne sind beispielsweise beim Genuss von Musik entscheidend, weil der Klang dadurch satter wird. Hohe Töne gut hören zu können, ist für das Sprachverstehen wichtig, denn die codierten Obertöne machen den Charakter einer Stimme aus„, erklärt Dominik Kaltenbacher von Vibrasonic das Hörgerät. Insgesamt besteht die Hörhilfe aus drei Komponenten. Die Hörkontaktlinse selber liegt auf dem Trommelfell auf und überträgt akustische Reize ohne Luftschall direkt auf die Gehörknöchelchen im Mittelohr. Direkt vor diesem Lautsprecher sitzt die zweite Komponente: Das Gehörgangsmodul mit dem Mikrophon. Das dritte Modul schließlich enthält die Batterien und den Signalverarbeitungsprozessor. In der ersten Version sitzt dieses noch wie ein klassisches Hörgerät hinter dem Ohr, es ist aber geplant, es in Zukunft so zu miniaturisieren, dass es ebenfalls ins Ohr eingebracht werden kann. Das Einsetzen des Hörgeräts ins Ohr wird von einem Hals-Nasen-Ohrenarzt vorgenommen. Klinische Studien geplant In ersten Tests mit zunächst nur wenigen Probanden konnte sich die Hörkontaktlinse bereits bewähren. Bei leichten bis mittelgradigen Hörschädigungen konnte das Gerät das Hören und die Klangqualität wesentlich verbessern und Klänge im gesamten hörbaren Frequenzbereich von unter 80 Hertz bis über 12 Kilohertz effektiv verstärken. Somit kommt das Hörerlebnis dem natürlichen Hörbereich sehr nahe. „Im Moment bereiten wir klinische Studien vor, um die Sicherheit und Funktionalität des Systems zu überprüfen„, heißt es von Seiten Vibrosonics. Das Unternehmen rechnet mit einer Zulassung des ersten Produkts im Herbst 2021. via Fraunhofer Gesellschaft Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
Ohne Brillen oder Kontaktlinsen: So soll Kurzsichtigkeit schon in jungem Alter unter Kontrolle gebracht werden