Die Firma Saudi Aramco ist aktuell die größte Erdölfördergesellschaft der Welt und sorgt für einen Großteil der Staatseinnahmen des Königreichs. Mittel- bis langfristig dürfte das Geschäftsmodell der Firma aber in Gefahr geraten. Denn immer mehr Abnehmer des Öls wollen sich über kurz oder lang von fossilen Energieträgern weitgehend verabschieden. Dies weiß man auch in Saudi-Arabien. Das Land versucht daher schon seit einiger Zeit sich als Produzent von Erneuerbaren Energien und grünem Wasserstoff zu positionieren. Eine Schlüsselrolle spielen dabei der Konzern Saudi Aramco und die Planstadt Neom. Denn diese soll an der Küste des Roten Meers entstehen. Dort wiederum herrschen auch ideale Bedingungen für die Produktion von Ökostrom. So ist die Sonneneinstrahlung dort weltweit mit am höchsten. Außerdem existiert ein konstanter Windzug. Saudi-Arabien will für extrem günstige Preise sorgen Diese Bedingungen machen es möglich, dass Saudi-Arabien einen Preissturz beim grünen Wasserstoff in Aussicht stellt. Denn der entscheidende Kostenfaktor sind die enormen Mengen an Strom, die für die Umwandlung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff benötigt werden. Bisher liegen die Herstellungskosten daher bei rund fünf Dollar pro Kilogramm Wasserstoff. Damit ist grüner Wasserstoff aktuell noch deutlich teurer als der mithilfe von fossilen Energieträgern gewonnene graue Wasserstoff. Saudi-Arabien verspricht nun aber, den Preis bis zum Jahr 2030 auf circa 1,50 Dollar pro Kilo zu drücken. Damit wäre der grüne Wasserstoff dann preislich mehr als konkurrenzfähig. Helfen soll dem Königreich unter anderem deutsche Technologie. So liefert etwa Thyssen-Krupp wichtige Komponenten für den Bau eines riesigen Elektrolyseurs in Neom – und erhält dafür Fördergelder des Bundeswirtschaftsministeriums. Deutschland muss zukünftig sehr viel Wasserstoff importieren Die Kooperation zwischen Deutschland und Saudi-Arabien beim Thema Wasserstoff wird aber noch deutlich darüber hinausgehen. Denn Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und der saudische Öl- und Energieminister, Prinz Abdulaziz bin Salman Al Saud, haben gestern eine Absichtserklärung unterzeichnet, die den Export von grünem Wasserstoff in die Bundesrepublik vorsieht. Der Hintergrund: Wenn Deutschland tatsächlich einen Großteil der industriellen Prozesse auf die Nutzung von klimafreundlichem Wasserstoff umstellen möchte, werden enorme Mengen an grünem Wasserstoff benötigt. Dieser Bedarf kann aber nur teilweise durch eine eigene Produktion gedeckt werden. Der Rest muss importiert werden. Dabei bieten sich Länder mit einer hohen Sonneneinstrahlung an, weil dort günstig Ökostrom produziert werden kann. Neben Saudi-Arabien hat Deutschland daher eine ähnliche Vereinbarung auch mit Marokko abgeschlossen. Eine Pipeline könnte die Versorgung sicherstellen Noch weitgehend unklar ist allerdings die Frage, wie der Wasserstoff dann nach Deutschland transportiert werden kann, ohne dass dies die Kosten wieder in die Höhe schießen lässt. Bisher gibt es hier nur eine marktreife Lösung. Dabei wird der Wasserstoff zunächst in Ammoniak umgewandelt und dann per Schiff transportiert. Am geplanten Einsatzort findet dann die umgekehrte Umwandlung statt. Saudi-Arabien hat nun aber noch eine weitere Option ins Spiel gebracht. Demnach könnte auch eine feste Pipeline zwischen dem Königreich und der Bundesrepublik errichtet werden. Diese würde dann eine konstante Versorgung mit dem grünen Wasserstoff garantieren. Auf der anderen Seite würde ein solches Projekt aber auch wieder enorme Kosten mit sich bringen. Saudi-Arabien jedenfalls gibt sich beim Thema Wasserstoff durchaus selbstbewusst. Nichts anderes als der „größte Exporteur von grünem Wasserstoff weltweit“ möchte man werden. Via: Handelsblatt Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter