Die Problematik ist schon seit einiger Zeit bekannt: Entscheidende Rohstoffe für die Energiewende und die Elektrifizierung des Straßenverkehrs werden in Europa selbst kaum oder sogar gar nicht abgebaut. In konkreten Zahlen sieht dies so aus: Von insgesamt 30 sogenannten kritischen Rohstoffen kommen heute 14 auf eine Importquote von 100 Prozent. Dies ist aus drei Gründen problematisch. Zum einen hat man bereits schlechte Erfahrungen mit solchen Abhängigkeiten gemacht. Am offensichtlichsten wurde dies beim Thema Erdgas in Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Weniger bekannt ist, dass China im Jahr 2021 die Lieferung von Magnesium vorübergehend einstellte. Weil es keine einheimische Produktion gab, stellte dies viele industrielle Abnehmer in Deutschland vor Probleme. Verstärkt wird diese Problematik durch die größer werdenden geopolitischen Spannungen. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Rohstofflieferungen als Waffe eingesetzt werden. Mehr einheimische Förderung kann hier die Abhängigkeit zumindest ein wenig reduzieren. Die betroffenen Materialien gewinnen immer stärker an Bedeutung Hinzu kommt: Der Bedarf dürfte in den nächsten Jahren weiter stark zunehmen. Bei den Seltenen Erden etwa, die unter anderem für den Bau von Windrädern benötigt werden, prognostiziert die EU-Kommission einen Anstieg um 500 Prozent. Theoretisch gibt es nun zwei Möglichkeiten, die eigene Produktion zu erhöhen: Selber Minen und Aufbereitungsanlagen zu errichten sowie das Thema Recycling zu forcieren. Die Europäische Union plant nun tatsächlich, beide Wege verstärkt zu beschreiten. So sollen im Rahmen von Stresstests zunächst verschiedene kritische Branchen und deren Abhängigkeiten unter die Lupe genommen werden. Anschließend sind dann konkrete Ziele für die lokale Förderung geplant. Ersten Planungen zufolge soll der Anteil bei den wichtigsten Rohstoffen wohl auf mindestens zehn Prozent erhöht werden. Um dies zu erreichen, ist unter anderem geplant, die Genehmigungsdauer massiv zu verkürzen. So dauert es bisher teilweise zehn Jahre bis mit der Förderung begonnen werden darf. Recycling ist der sicherste Weg, Abhängigkeiten zu reduzieren Zukünftig sollen Unternehmen maximal zwei Jahre warten müssen. Geplant ist hier unter anderem, die Umweltverträglichkeitsprüfung zu verkürzen. Staatliche Genehmigungen sind aber nur die eine Seite der Medallie. Denn geplante Bergbau-Minen rufen immer wieder auch Proteste der Bevölkerung hervor. In Serbien musste daher erst kürzlich ein bereits genehmigtes Projekt wieder gestoppt werden. Es bleibt daher abzuwarten, inwieweit es der EU tatsächlich gelingen wird, die eigene Förderung von kritischen Rohstoffen massiv hochzufahren. Bei Schwierigkeiten dürfte die zweite Säule der Strategie an Bedeutung gewinnen. So sollen zukünftig rund fünfzehn Prozent des eigenen Bedarfs durch gezieltes Recycling gedeckt werden. Die dafür benötigten Verfahren existieren oftmals schon. Bisher sind sie aber noch nicht wirtschaftlich genug für den großflächigen industriellen Einsatz. Dies könnte sich durch die Förderung der EU nun zeitnah ändern. Via: Handelsblatt Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter