In Europa und damit auch in Deutschland werden Unmengen an Kunststoffen produziert, die nach ihrer Verwendung nicht selten als Plastikmüll und Mikroplastik in Gewässern, Böden und den Körpern von Tieren und sogar Menschen landen. Einen nicht unerheblichen Teil unserer Kunststoffabfälle werden nach Asien exportiert. Dort werden die Abfälle zu großen Teilen nicht recycelt, sondern landen quasi direkt im Meer.


Plastikmüll wird exportiert

Allein hier in Deutschland sind etwa zehn Millionen Kilotonnen Plastik im Umlauf. Davon müssen laut Gesetz mindestens 58,9 Prozent „werkstofflich“ recycelt werden, sodass aus den Abfällen neuer Kunststoff entsteht.


Allerdings wird ein nicht unwesentlicher Teil der Kunststoffabfälle nicht in Deutschland wieder verarbeitet, sondern stattdessen exportiert. Wir sind damit nicht alleine – nahezu jedes EU-Land handhabt das so. Etwa 46 Prozent des Plastikmülls, der in den Mitgliedsstaaten fürs Recycling gesammelt wird, wird exportiert.

Forscher rund um George Bishop von der National University of Ireland haben sich mit der Frage auseinandergesetzt, was mit diesem exportierten Müll geschieht. „ Wenn diese Abfälle in ein Land mit niedrigem Bruttoeinkommen exportiert werden, besteht ein erhebliches Risiko dafür, dass es zu ‚Lecks‘ in die Umwelt kommt„, so die Forscher. Das Problem: Ein Großteil der Plastikabfälle wird in ärmere Länder exportiert, die in Sachen Kontrollen und finanziellen Mittel nicht so gut aufgestellt sind wie die vergleichsweise reichen EU-Staaten. Daher landen viele Abfälle auf Deponien, werden verbrannt oder anders entsorgt. Bishop und sein Team werteten für die Studie Daten aus der Comtrade-Datenbank der UN sowie aus nationalen Angaben aus.

China ist keine Option mehr

Im Ergebnis stellten sie fest, dass etwa 54 Prozent des Polyethylen-Mülls, den die EU-Mitgliedsstaaten exportieren, seinen Weg aus Europa heraus findet. Der Hauptteil davon landet in Asien. Im Vergleich ist der Wert bei der Schweiz und Luxembourg am niedrigsten, während er bei Großbritannien am höchsten ist. Betrachtet man den absoluten Export, steht Deutschland an der Spitze. Im Jahr 2017 haben wir etwa 740 Tonnen Plastikmüll ins außereuropäische Ausland exportiert.

Damals ging der Großteil davon nach China. Nach Politikänderungen seitens der chinesischen Regierung nimmt das Land allerdings keinen Plastikmüll aus Europa mehr an, was zu einer Verschiebung der Abfallströme führte. Scheinbar geht ein Großteil des Plastikmülls nun nach Südostasien. „ Diese ärmeren Länder haben wahrscheinlich ein schlechteres Abfallmanagement und weniger Ressourcen als China, um diese Plastikmüllimporte adäquat zu verwerten„, so Bishop und sein Team.

Deutschlands Polyethylen landet im Meer

Die Recyclingquote des von EU-Staaten ins Ausland exportierten Plastikmülls liegt etwa bei 76 Prozent. Dabei gibt es zwischen den Ländern jedoch deutliche Unterschiede. Luxembourg und die Schweiz exportieren weitestgehend innerhalb Europas und kommen auf eine Rate von 90 Prozent. Im Falle von Großbritannien sind es 69 Prozent. Deutschland erreicht eine Quote von 75 Prozent.

Der größte Teil des Kunststoffes, der nicht recycelt wird, landet dann auf Deponien oder wird verbrannt. Aber ein nicht unwesentlicher Teil gelangt auch in die Umwelt – vor allem ins Meer. 2017 war dies eine Menge zwischen 32.000 und 180.500 Tonnen, wie die Forscher herausfanden. Das entspricht bis zu sieben Prozent des von Europa exportierten

Polyethylens.

In dieser Kategorie ist Deutschland dann trauriger Spitzenreiter: Etwa ein Drittel des Abfalls, der in die Ozeane gelangt, stammt aus unserem Land. Danach folgt Großbritannien mit einem Anteil von 29 Prozent. Auf den gesamten Plastikmüll im Ozean bezogen macht das europäische Polyethylen einen Anteil von bis zu 3,8 Prozent aus. Allerdings betrachtet dieser Wert nur das Polyethylen. „ Wenn diese Ergebnisse auch für die anderen Plastiksorten repräsentativ ist, dann ist die Gesamtmenge des Plastiks, das durch eigentlich fürs Recycling bestimmte Exporte ins Meer gelangt, erheblich höher„, erklären die Wissenschaftler.

Das Team betonte in der Studie auch, wie wichtig es sei, Gegenmaßnahmen zu ergreifen: „ Um eine Kreislaufwirtschaft zu erreichen, müssen europäische Gemeinden und Abfallentsorgungs-Unternehmen dafür verantwortlich gemacht werden, was mit dem ‚recycelten‘ Abfall tatsächlich geschieht„, so Piet Lens, der an der Studie beteiligt war.

via NUI Galway

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