Die Situation auf dem Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten stellt sich aktuell recht kurios dar. So sind rund neun Millionen Menschen arbeitslos gemeldet – und damit deutlich mehr als in der Vergangenheit. Intuitiv würde man dies vermutlich für eine Folge der Coronakrise halten. Tatsächlich wurde der Anstieg in den letzten Monaten aber nicht in erster Linie durch Entlassungen verursacht. Stattdessen haben alleine im Juni fast vier Millionen Menschen von sich aus gekündigt. Dieser Wert lag damit so hoch wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Die Folge: Zahlreiche Unternehmen suchen händeringend nach Arbeitskräften. Alleine das US-Arbeitsministerium berichtet von mehr als zehn Millionen offenen Arbeitsplätzen. Offensichtlich gelingt es aber nicht, die offenen Stellen mit den arbeitslos gemeldeten Personen zu besetzen. In den USA wird daher nun die Theorie diskutiert, ob das an den Coronahilfen liegt.


Bild: Manuel Dohmen / CC BY-SA (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

Die Arbeitslosenunterstützung wurde mit Coronahilfen kombiniert

Tatsächlich gibt es in den Vereinigten Staaten kein vergleichbares Instrument zur deutschen Kurzarbeit. Stattdessen wurde im Kampf gegen die Wirtschaftskrise die Unterstützung für Arbeitslose deutlich erhöht. Im vergangenen Jahr kamen Leute ohne Job so auf ein Einkommen in Höhe von 600 Dollar pro Woche. Eine Untersuchung des National Bureau of Economic Research hat ergeben, dass dadurch zwei Drittel der betroffenen Personen mehr Geld zur Verfügung hatten als zu Zeiten mit festem Job. Zu dieser Zeit wäre es tatsächlich denkbar gewesen, dass für einige die Kombination aus Coronahilfen und Arbeitslosenunterstützung attraktiver war als ein neuer Job mit vergleichsweise niedrigem Gehalt. Zu Jahresbeginn sank die kombinierte Unterstützung allerdings auf nur noch 300 Dollar pro Woche. Dadurch dürfte die Attraktivität der staatlichen Unterstützung deutlich gesunken sein. Dies allein dürfte als Erklärung für das Phänomen also nicht mehr ausreichen.

Attraktive Löhne sind ein Teil der Lösung

Zumal die staatliche Unterstützung nicht gezahlt wird, wenn jemand den Job von sich aus kündigt. Die hohen Kündigungszahlungen lassen sich dadurch also nicht erklären. Die meisten Experten verweisen daher auf einen anderen Punkt: Nicht die Hilfen sind zu hoch, sondern die Löhne zu niedrig. Demnach dürften viele der Arbeitnehmer, die den Job gekündigt haben, nicht direkt in die Arbeitslosigkeit gewechselt sein, sondern in einen besser bezahlten Job mit einer höheren sozialen Absicherung. Andere wiederum dürften sich den Traum von der Selbstständigkeit erfüllt haben. Denn auch dies gehört zur Wahrheit: Trotz Pandemie ist die Zahl der Unternehmensgründungen stark angestiegen. Dieser Lesart zufolge ist die Lösung für Unternehmen mit offenen Stellen also recht simpel: Sie müssen attraktive Löhne bieten. Bei vielen Unternehmen dürfte dies allerdings nur möglich sein, wenn gleichzeitig die Preise erhöht werden. Unter Umständen könnte die Pandemie so zu höheren Löhnen und höheren Preisen führen. Die Coronahilfen dürften damit aber eher weniger zu tun haben.


Via: Die Zeit

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