Die Frage, ob es einst Leben auf dem Mars gab, treibt die Forschung bereits seit einiger Zeit um. Zwar hat der NASA-Rover Curiosity bereits zahlreiche organische Moleküle im Gale-Krater entdeckt, darunter verschiedene Kohlenwasserstoffe sowie organische Schwefelverbindungen, aber ob diese Moleküle tatsächlich biologischen Ursprungs sind, ist bisher umstritten. Nun hat der Rover Moleküle entdeckt, bei denen ein biologischer Ursprung möglich ist.
Neue Moleküle auf dem Mars entdeckt
Einige der in der Vergangenheit auf dem Mars nachgewiesenen Moleküle werden typischerweise von Lebewesen erzeugt, können allerdings auch auf abiotischen Wegen gebildet werden. Bisher steht ein echter Beweis dafür, dass es einst Leben auf dem Mars gab, noch aus.
Kürzlich entdeckte der Curiosity-Rover allerdings bei der Analyse von Proben aus tonigen Schitsilikaten des sogenannten Cumberland Mudstone im Gale-Krater weitere Moleküle. Die genommenen Proben wurden im Chemielabor des Rovers erst auf 450 Grad, dann auf 850 Grad erhitzt. Anschließend wurden die resultierenden Moleküle im Massenspektrometer analysiert. Ein Team rund um Caroline Freissinet von der Sorbonne Universität in Paris hatte die Analysemethode so modifiziert, dass auch längerkettige organische Moleküle entdeckt werden können.
„Das Experiment enthüllte die Präsenz von Dekan (C11H24), Undekan (C11H24) und Dodekan (C12H26). Dieser Nachweis erweitert die Vielfalt der organischen Molekülklassen auf dem Mars„, schreiben die Forscher:innen.
Bei der Entdeckung handelt es sich um die bisher schwersten und langkettigsten organischen Moleküle, die auf dem Mars gefunden wurden. „Dies ist eine bedeutende Entdeckung, die demonstriert, dass größere organische Moleküle in den urzeitlichen Sedimenten des Mars erhalten bleiben können, trotz der intensiven Strahlung und dem hochgradig oxidierenden Milieu„, schreibt das Team weiter.
Hinweise auf Leben auf dem Mars?
Die Entdeckung ist vor allem deshalb interessant, weil es sich um Relikte typischer Biomoleküle handeln könnte. Die entdeckten Alkane könnten aus langkettigen Fettsäuren entstanden sein, die etwa in den Zellmembranen von Organismen vorkommen. „Laborversuche stützen die Hypothese, dass die detektierten Alkane im Tongestein ursprünglich als langkettige Carboxylsäuren aus elf bis 13 Kohlenstoffatomen konserviert waren„, so die Wissenschaftler:innen.
Sollte sich bestätigen, dass die Kohlenwasserstoffe biologischen Ursprungs sind, würde es sich um den ersten Nachweis einer Biosignatur auf dem Mars handeln. „Die Präsenz von Dekan, Undekan und Dodekan könnte auf den Abbau von langkettigen Fettsäuren wie Palmitin-, Stearin- oder Oleinsäuren zurückgehen, die unter bestimmten Bedingungen als Biosignaturen angesehen werden. Bisher erlauben es uns die aromatischen und aliphatischen Verbindungen nicht, ihren Ursprung als eindeutig biotisch oder aber abiotisch einzustufen„, schließen die Forscher:innen. Theoretisch könnten die langkettigen Alkane allerdings auch rein geochemisch entstehen.
Endgültiger Beweis steht weiterhin aus
Die Entdeckung von primär langkettigen Alkanen auf dem Mars könnte ein Indiz für einen biogenen Ursprung dieser Moleküle sein. „Von irdischen Mikroben erzeugte Fettsäuren bevorzugen geradzahlige Kohlenstoffketten gegenüber ungeraden, dies geht auf ihre enzymatischen Grundbausteine zurück„, ergänzt das Team. Die entdeckten Alkane gehen auf Fettsäuren zurück, die ebenfalls überwiegend gerade Kohlenstoffanzahlen aufweisen.
Der endgültige Beweis des biologischen Ursprungs dieser marsianischen Kohlenwasserstoffe steht allerdings noch aus. Allerdings erweitert der Fund die Palette der auf dem Mars gefundenen organischen Moleküle mit potenziell biologischen Ursprung. „Sie gelten als universelle Produkte der irdischen Biochemie – und vielleicht auch der marsianischen. Die Herkunft und Verteilung dieser Moleküle ist daher für die Suche nach Biosignaturen auf dem Mars von besonderem Interesse„, schreiben die Forscher:innen zusammenfassend.
Proben, die der NASA-Rover Perseverance auf dem Mars deponiert hat, könnten diesbezüglich weitere Aufschlüsse geben. In einer künftigen Rückholmission sollen sie zurück zur Erde gebracht werden, um dort genauer analysiert werden zu können.
via NASA