Der Lufthansa-Airbus A340 „Leverkusen“ ist wie viele andere Flugzeuge wegen der Corona-Ausfälle eingemottet. Vielleicht wird er nie wieder fliegen. Anders als um andere Jets, die ebenfalls am Boden bleiben müssen, trauern Klimaforscher und Meteorologen genau um dieses gestrandete Flugzeug. Denn es war regelmäßig Heimat des Luftmesslabors CARIBIC, das während mehr als 460 Linienflügen die angesaugte Luft analysierte. Dabei legte die Leverkusen mehr als 3,6 Millionen Kilometer zurück.


Fotos: Torsten Gehrlein, KIT; Montage: Peter Braesicke, KIT

Auf Malta bekam der A350 eine „Schnüffelnase“

Die Trauerphase wird in absehbarer Zeit zu Ende gehen, denn ein neuer Airbus der Lufthansa, diesmal vom Typ 350-900, ist jetzt auf Malta umgebaut worden, damit die Messflüge weitergehen können. Im Flügelbereich ragt jetzt eine Nase in die Tiefe, die die Luft, durch die der Jet fliegt, aufnimmt und in die Analysesysteme lenkt. Die Messdaten werden während des Reiseflugs in neun bis zwölf Kilometern Höhe in der sogenannten Tropopausenregion gesammelt, der Grenzschicht zwischen Troposphäre und Stratosphäre,. Die für die Forschung sehr wertvollen und einzigartigen Daten benötigen Wissenschaftler, um die Leistungsfähigkeit heutiger Atmosphären- und Klimamodelle und damit deren Aussagekraft für das zukünftige Klima auf der Erde zu bewerten.

Das Labor wiegt 1,7 Tonnen

Die am europäisch-amerikanischen Projekt IAGOS-CARIBIC, das vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) koordiniert wird, beteiligten europäischen Forschungsinstitutionen können sich später an Hand des Flugplans aussuchen, aus welchen Regionen der Erde sie Daten benötigen. Dann wird das 1,7 Tonnen schwere Labor in den Frachtraum gehievt und mit der Luftsammeleinheit verbunden. Das Labor ist mit einer High-End-Instrumentierung ausgestattet, vergleichbar mit der eines reinen Forschungsflugzeugs. Es sammelt kosteneffizient, regelmäßig und über Jahrzehnte Daten der Luftzusammensetzung. Die beteiligten zwölf Forschungsinstitute (elf aus Europa, eines aus den USA) hat hierfür fast 20 hochkomplexe Messgeräte entwickelt, die rund 100 unterschiedliche Spurengase, Aerosol- und Wolkenparameter erfassen.


Klimaänderungen im Voraus erkennen

„Mit den hochgenauen Messdaten können wir verstehen, welche Prozesse sich ändern, wie stark und wie ihr Einfluss auf die Klimaänderung in Zukunft sein könnte“, sagt Andreas Zahn, Gruppenleiter am Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Spurengase und Fernerkundung am KIT und Koordinator von IAGOS-CARIBIC. Im Dezember soll der erste Messflug stattfinden. Zuvor muss die europäische Luftfahrtbehörde EASA die Zulassung erteilen.

 

via KIT

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