Die Bestäubung der Pflanzen durch Insekten ist ein enorm wichtiger Bestandteil unserer Ökosysteme. Insekten müssen Blüten zuerst erkennen, bevor sie diese anfliegen und den Bestäubungsvorgang auslösen. Dabei sind sie besonders auf ihren Geruchssinn angewiesen, ohne ihn finden sie die begehrte Nahrungsquelle nicht. Nun haben Forscher der Universität Washington, Seattle, herausgefunden, dass Luftschadstoffe den Blütenduft verändern – mit fatalen Folgen. Die Studienergebnisse sind im Fachmagazin »Science« nachzulesen. Symbolbild Versuch unter freiem Himmel mit Nachtkerzen und Schwärmern Die Untersuchung fand in freier Natur statt, auf einem Feld mit dreihundert Blassen Nachtkerzen (Oenothera pallida), stark duftenden Wüstenpflanzen, die bei Dämmerung und des Nachts von Schwärmern (Sphingidae) aufgesucht werden. 200 Stunden lang beobachteten die Wissenschaftler die Falter, davon lagen 110 Stunden in der Nacht. Sie hielten genau fest, wann wie viele Insekten auf den Blüten landeten und analysierten das ausgeströmte Duftgemisch. Bei Letzterem half ihnen die Gas-Chromatographie. Die hauptsächlichen Duftstoffe der Nachtkerze sind Monoterpene, die zum Beispiel auch in Schalen von Zitrusfrüchten vorkommen. An ihnen erkennt der Schwärmer offensichtlich »seine« Pflanze – wenn alles gut geht. Insekten finden »ihre« Blüten nicht mehr Wenn es abends dunkel wird, konzentrieren sich Ozon und Nitratradikale in der Luft. Nitratradikale entstehen bei Lichtmangel aus Ozon und Stickstoff, und sie bauen flüchtige Aromastoffe wie Monoterpene ab. Umso mehr davon in der Luft enthalten ist, desto stärker dämpfen sie offensichtlich der Blütengeruch. Die Schmetterlinge drosselten ihre Nachtkerzenbesuche um bis zu 70 Prozent und damit auch ihre Bestäubungstätigkeit. Das ist höchstwahrscheinlich kein Einzelfall, denn erhöhte Ozonbildung lässt sich überall beobachten, wo es Städte gibt. Dadurch entstehen allabendlich mehr oder weniger große Mengen Nitratradikale und Insekten verlieren auf dem Weg zur Blüte ihre Orientierung. Sie können die Gerüche nur noch auf kurze Distanz wahrnehmen. Quelle: science.orf.at Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter