Sollte die Bundesrepublik Deutschland den Klimaschutz weiter handhaben wie bisher, so wird sie ihre selbstgesteckten Klimaziele deutlich verfehlen und bis zum Jahr 2030 nur 63 statt 65 Prozent weniger CO2 emittieren als im Jahr 1990. Was nicht nach allzu viel klingt, ist in absoluten Zahlen ausgedrückt keine Kleinigkeit: Bis zu 331 Millionen Tonnen Treibhausgase werden so zu viel ausgestoßen werden. Besonders viel Nachholbedarf haben die Bereiche Verkehr und Gebäude, heißt es im neuen Projektionsbericht des Umweltbundesamtes. Ziele des Pariser Abkommens werden nicht erreicht Dieser Projektionsbericht wird alle zwei Jahre veröffentlicht. In ihm setzt sich das Umweltbundesamt mit der nach aktuellem Stand prognostizierten Entwicklung der Treibhausgasemissionen bis 2030 auseinander. So soll der Politik eine Orientierungshilfe an die Hand gegeben werden, auf deren Basis neue Maßnahmen beschlossen werden können, um die selbstgesteckten Klimaziele zu erfüllen. Bis 2030 will die Bundesrepublik die nationalen CO2-Emissionen gegenüber dem Jahr 1990 um 65 Prozent senken. 2045 soll das Land dann komplett klimaneutral sein. Der Projektionsbericht des Umweltbundesamtes wird von einer Expertenkommission ausgearbeitet. Und diese stellt der Politik im aktuellen Bericht kein gutes Zeugnis aus. Es habe zwar deutliche Fortschritte in den letzten zwei Jahren geben, aber die Erfüllung der Klimaziele können so auch nach dem heutigen Stand nicht gewährleistet werden. In der Hochrechnung kamen die Expert:innen zu dem Ergebnis, dass bis 2030 statt der angestrebten 65 Prozent im Vergleich zu 1990 nur 63 Prozent eingespart werden würden. In der Realität entspricht dies einem Überschuss von bis zu 331 Millionen Tonnen Treibhausgasen. Wenn zeitnah weitere Maßnahmen beschlossen werden könnten, so würde dieser Überschuss auf 194 Millionen Tonnen schrumpfen. Keine Klimaneutralität bis 2045 Und auch von dem Ziel der Klimaneutralität ist Deutschland noch weit entfernt. Wenn die aktuell beschlossenen Maßnahmen so auch umgesetzt werden würden, würde Deutschland auch im Jahr 2045 noch 212 Millionen Tonnen Treibhausgase ausstoßen. Mit weiteren Maßnahmen wären es noch 157 Millionen Tonnen. Die „gute“ Nachricht: Deutschland steht nicht alleine da. Von den Industrieländern, die sich im Rahmen des Pariser Klimaabkommens freiwillig zu bestimmten Selbstverpflichtungen bereit erklärt haben, werden viele nicht einmal diese einhalten können – obwohl noch mehr Klimaschutz nötig wäre. Die G20-Mitglieder werden ihre Selbstverpflichtungen nach einer Studie des UN-Umweltprogramms UNEP geschlossen nicht einhalten können, was seinen Teil dazu beiträgt, dass wir aktuell auf eine Erderwärmung von stolzen 2,8 Grad zusteuern. Nachholbedarf bei Verkehr und Gebäuden Die Bereiche mit dem stärksten Nachholbedarf hierzulande sind laut dem Projektionsbericht die Verkehrswirtschaft und der Gebäudesektor. Der Verkehrssektor wird seine Emissionsziele laut aktuellen Berechnungen bis 2030 jedes Jahr verfehlen, was die Autor:innen des Berichts vor allem auf den Mangel an E-Autos zurückführen. Allein dieser Bereich wird im Rahmen der aktuell beschlossenen Maßnahmen bis 2030 einen Überschuss von 210 Millionen Tonnen Treibhausgasen aufbauen. Der Überschuss des Gebäudesektors wiederum wird zwischen 34 und 96 Millionen Tonnen betragen. Um hier gegenzusteuern müssten in Zukunft vorwiegend klimafreundliche Heizmethoden wie Wärmepumpen oder Fernwärme zum Einsatz kommen. Energiesektor und Industrie sind auf Kurs Im Bereich Energiewirtschaft und Industrie sieht es dagegen besser aus. „Weiterhin trägt die Energiewirtschaft am stärksten zu den Emissionsreduktionen bei„, so Hannah Förster vom Öko-Institut, die das Projekt mitleitet. Viel Effekt habe vor allem der vorgezogene Kohleausstieg und der starke Ausbau der erneuerbaren Energien. Bis 2030 wird der Energiesektor sein Emissionslimit so sogar um 37 Millionen Tonnen unterschreiten. Man könne sozusagen von einer „Übererfüllung“ sprechen. Aber auch die Industire wird ihre Emissionen bis 2030 deutlich verringern und die vorgegebenen Ziele so knapp verfehlen oder gerade so erreichen. Es muss mehr passieren „Im Vergleich zum letzten Projektionsbericht von 2021 sehen wir zwar deutliche Verbesserungen, die vor allem auf den beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien und den vorzeitigen Kohleausstieg zurückgeführt werden können. Dennoch muss die Bundesregierung weitere Schritte unternehmen, um die Lücke bis 2045 zur Netto-Null bei den klimaschädlichen Treibhausgasemissionen zu schließen„, so Co-Projektleiter Ralph O. Harthan vom Öko-Institut. via Öko-Institut Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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