Die Europäische Union versucht auf internationaler Ebene stets mit gutem Beispiel voranzugehen. So wurden durchaus ambitionierte Klimaziele beschlossen. Die Hoffnung dahinter: Andere Staaten und Regierungen sollten animiert werden, ebenfalls entsprechende Pläne zu verabschieden. Dies scheint tatsächlich geklappt zu haben. Denn sowohl China als auch Russland haben inzwischen weitreichende Planungen verabschiedet. Die Vereinigten Staaten unter dem neu gewählten Präsidenten Joe Biden wollen sich zudem ebenfalls wieder dem Weltklimavertrag von Paris anschließen. Alles in allem scheint die Strategie der Europäischen Union also aufgegangen zu sein. Ein kleines Detail stört aber die Erfolgsbilanz: Aktuell droht die Europäische Gemeinschaft ihre eigenen Klimaziele zu verpassen. Dies gilt sowohl für die von der Kommission angestrebte Reduzierung um 55 Prozent als auch für die vom Parlament angestrebte Marke von 60 Prozent. Bild: Ember Auch Deutschland muss noch nachbessern Der Hintergrund: Um die Klimaziele zu erreichen, ist ein Umbau der Energieversorgung von entscheidender Bedeutung. Fossile Energieträger müssen soweit wie möglich verschwinden. Im Gegenzug ist ein massiver Ausbau der Erneuerbaren Energien notwendig. Die britische Denkfabrik Ember hat sich daher die Planungen der einzelnen Mitgliedsstaaten in diesem Bereich einmal genauer angeschaut. Die erfreuliche Nachricht: Die meisten Staaten sind hier schon auf einem guten Weg. Allerdings sagen die Experten auch eindeutig: Nach aktuellem Stand werden die Klimaziele nicht erreicht. Verantwortlich dafür sind sieben Staaten, die beim Umbau der Energieversorgung nicht ausreichend ambitioniert unterwegs sind oder sogar Schritte in die falsche Richtung unternehmen. Konkret handelt es sich dabei um Polen, Tschechien, Bulgarien, Deutschland, Belgien, Rumänien und Italien. Diese Länder werden aktuellen Planungen zufolge im Jahr 2030 für achtzig Prozent der Energie-Emissionen der EU verantwortlich sein. Gaskraftwerke sind keine langfristige Lösung Die Gründe dafür sind allerdings unterschiedlich. So setzt Polen auch weiterhin auf die Energiegewinnung durch Kohlekraftwerke. Alle anderen Staaten haben hier hingegen einen mehr oder weniger schnellen Ausstieg beschlossen. Folgerichtig wird Polen im Jahr 2030 für rund neunzig Prozent der Kohleemissionen verantwortlich sein. Die entscheidende Frage ist nun aber, wie die abgeschalteten Kohlekraftwerke in den übrigen Staaten ersetzt werden sollen. Genau hier entsteht nämlich das von den Experten benannte Problem. So wollen unter anderem Deutschland, Italien und Belgien im Gegenzug verstärkt auf Gaskraftwerke setzen. Diese sind zwar grundsätzlich klimafreundlicher als Kohlekraftwerke, aber eben keinesfalls klimaneutral. Die dadurch erzielten Verbesserungen reichen nicht aus, um die Klimaziele der EU zu erreichen. Charles Moore, Ember-Chef in Europa, bilanziert daher: „Solange hier kein Kurswechsel stattfindet, wird es extrem schwierig, das Ziel einer Emissionsreduzierung um 55 Prozent zu erreichen – von 60 Prozent ganz zu schweigen.“ Via: Electrek Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter